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Nur 30 Zentimeter bis zum Mittelalter

Archäologen graben an der Nordmauer -ÊSuche nach der Keimzelle der Nethestadt

Von Jürgen Köster
Brakel (WB). Auf archäologischer Spurensuche an der Nordmauer ist seit gestern Dr. Stefan Leenen vom Amt für Bodendenkmalpflege. »Das Grundstück war lange gar nicht oder nur spärlich bebaut. Daher stoßen wir in einer Tiefe von nur 30 bis 40 Zentimetern schon auf Funde aus dem Mittelalter«, freut sich Leenen.

Zuletzt standen zwei Scheunen auf dem Grundstück im Bereich Burgstraße/Nordmauer. Deren Fundamente reichten nicht allzu tief in den Boden, was die Denkmalpfleger natürlich freut. Bei den Grabungen sind Dr. Leenen Hagen Tschirr und Dr. Bettina Eller-Studzinsky behilflich, die sich für die Stadt Brakel ehrenamtlich um die Bodendenkmalpflege kümmert. »Ein Glücksfall, zumal sie auch noch vom Fach ist«, freut sich Brakels Bauamtschef Johannes Groppe. Der ist auch dem Bauherrn Hans-Peter Sünkeler sehr dankbar, dass er der Stadt die Möglichkeit gibt das Grundstück zwei Wochen lang zu erforschen. Denn es handelt sich um einen ausgesprochen interessanten Standort. »Wir graben in der Nähe der Kirche und der ehemaligen Stadtburg, kurz hinter der Stadtmauer. Das ist immer besonders spannend«, weiß Dr. Eller-Studzinsky. Jubeln würden die Archäologen, wenn sie Funde aus dem 9. Jahrhundert machen würde, als Brakel erstmals urkundlich erwähnt wurde. Dr. Leenen: »Wir suchen ja immer noch die eigentliche Keimzelle der Stadt. Dann ist der Bereich der Kircheninsel stets von besonderer Bedeutung. es ist wahrscheinlich, dass die Stadt Brakel hier ihren Ursprung hatte.«
Besonders vorsichtig habe der Baggerführer daher bei den ersten Arbeiten die obersten Bodenschichten abgetragen. In dem anstehenden Löß gibt es einige dunklere Stelle. »Dort müssen wir sorgfältig sieben. Das sind Stellen, wo beispielsweise Knochen oder Töpfe eingegraben wurden«, blickt der Denkmalpfleger auf die nächsten Aufgaben des Tages.
Einige Scherben haben die ersten Grabungen schon zu Tage befördert. Die etwa drei bis vier Zentimeter langen Tonscherben stammen wohl aus dem Mittelalter. Eines der ersten Fundstücke war ein Teil eines Tellers mit Malhorndekor. »Er stammt etwa aus dem ausgehenden 18. oder beginnenden 19. Jahrhundert«, urteilen die Archäologen.
»Die Stelle hier ist nicht als Bodendenkmal ausgewiesen, sonst ist der Bauherr sogar verpflichtet, solche Grabungen vornehmen zu lassen«, klärt Bernd Ulrich vom Bauamt der Stadt auf. Dass der Bauherr dennoch die Möglichkeit zur Grabung einräumte, sei ausgesprochen lobenswert. »Speziell im historischen Stadtkern können solche Untersuchungen sehr aufschlussreich sein«, ruft Ulrich dazu auf, ähnliche Vorhaben mit dem Bauamt zu besprechen.
Die Stadt selbst wird auf einem ihr gehörenden Grundstück in der Burgstraße in Kürze einen so genannten Suchschnitt vornehmen. Die Ergebnisse sollen beim diesjährigen Tag des Denkmals öffentlich präsentiert werden, bei dem die Stadtarchäologie im Mittelpunkt stehen soll.
Bis dahin wird der Neubau an der Nordmauer sicher schon sehr weit fortgeschritten sein. Entstehen sollen zwei unterschiedlich große Baukörper in zweigeschossiger Bauweise. »Die Kleinteiligkeit des Vorhabens -Êähnlich dem Gebäude am Messmäker Tor -Êpasst sich bestens der bebauten Umgebung an«, stellt Bauamtschef Johannes Groppe fest.

Artikel vom 12.04.2006