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Auf Spurensuche
in Wallenbrück

Mike Kreft erkundet die Heimat seiner Vorfahren

Von Antje Kreft
Wallenbrück (SN). Rückblick in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Hermann Heinrich Kreft verlässt 1853 seine Heimat Wallenbrück, um als Missionar in Bethanien (Namibia) tätig zu werden. 153 Jahre später geht sein Ururenkel Mike Kreft in Wallenbrück auf Spurensuche. Die SPENGER NACHRICHTEN haben ihn begleitet.

Der Zufall hat Mike Kreft nach Ostwestfalen geführt. Der Laboratoriumsmediziner aus Exeter im Südwesten Englands arbeitet seit eineinhalb Jahren bei der Firma Trinity Biotech, die medizinisch-diagnostische Messinstrumente herstellt. Deutscher Standort des internationalen Unternehmens ist in Lemgo. Dort fand in der vergangenen Woche eine Schulung statt, an der Mike Kreft teilnahm. Mit im Gepäck hatte er das Buch »Hermann Heinrich Kreft - Der Diamantenmissionar aus Wallenbrück« - verfasst vor 30 Jahren von dem ehemaligen Wallenbrücker Pfarrer Walter Moritz. Geerbt hat Mike Kreft das Buch von seinem 1978 verstorbenen Großvater Johannes Kreft. Dieser arbeitete als Lehrer in Tulbach (Südafrika) und bekam das Heft von seinem Bruder Hermann Heinrich Gerhard Kreft, den Pastor Walter Moritz Ende der 1970er Jahre in Südafrika kennen lernte.
Auch Mike Kreft hat die meiste Zeit seines Lebens auf dem schwarzen Kontinent verbracht. 1956 wurde er in Simbabwe (früher Rhodesien) geboren und wuchs dort mit seinen Geschwistern Anthony und Elizabeth auf. Sein Vater John war Direktor des Meteorologischen Instituts in Simbabwe. Mike Kreft studierte Laboratoriumsmedizin in Kapstadt und machte sich in Simbabwe mit einer Firma für Diagnostik selbstständig. »Mit der politischen Situation in Simbabwe konnte ich mich irgendwann nicht mehr identifizieren. Daher habe ich mich mit meiner Familie entschieden, unsere Heimat zu verlassen«, erinnert sich Mike Kreft an seinen Umzug. Seit fünf Jahren lebt und arbeitet der Vater zweier Kinder in Exeter (Grafschaft Devon) im Südwesten Englands. Und kann sich nicht vorstellen, seine neue Heimat zu verlassen. »Es ist wunderschön in Exeter«, schwärmt er.
Dem Engagement von Barbara Schüte-Becker ist die Stippvisite in die Heimat seiner Vorfahren zu verdanken. »Während unserer Firmenschulung in Lemgo legte er mir das Buch von Pastor Moritz auf den Tisch. Ich habe ihm sofort geholfen, Wallenbrück zu finden. Ein solcher Zufall ist selten«, sagte Barbara Schüte-Becker. In Wallenbrück führte ihn der erste Weg in die im elften Jahrhundert erbaute Marienkirche. Er kann es nicht fassen, an den Ort zu kommen, an dem schon seine Vorfahren ein und aus gingen. »Ich kann es nicht glauben, hier zu sein - ein unbeschreibliches Gefühl«, sagte der 49-Jährige. Seine Urururururgroßeltern wurden 1820 in der Marienkirche getraut. Pastor Walter Moritz fand diese Tatsache beim Einsehen in die Kirchenbücher heraus.
Demnächst in den SPENGER NACHRICHTEN: Wer war Heinrich Hermann Kreft? Die Spurensuche geht weiter.

Artikel vom 12.04.2006