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Sprachrohr der Friedensbewegung

Prof. Arno Klönne wird 75 Jahre alt - Soziologe bis heute politisch aktiv

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Der Krieg war »Schuld«, dass Arno Klönne nach Paderborn kam und hier später seine endgültige Heimat fand. An diesem Donnerstag wird der bekannte Soziologe 75 Jahre alt.

Geboren und aufgewachsen nämlich ist Klönne im Herzen des Ruhrgebiets in Bochum - einer Region, der sich der Links-Ideologe und Gewerkschafter auch sozial und politisch bis heute verbunden fühlt. Nicht nur während seiner beruflich aktiven Zeit als Sozialwissenschaftler hat er sich immer wieder mit der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung bis hin zur Hartz-Reform beschäftigt und dabei nie verschwiegen, für welche Seite des bundesdeutschen Wirtschaftswunders sein Herz schlägt.
Hitlers gescheiterter Angriffskrieg und der Vormarsch der Alliierten führte die Familie Klönne ins vermeintlich ruhigere Paderborn, wo sie Aufnahme bei der Oma fand. Arno besuchte in den letzten Kriegsjahren das Theodorianum und legte hier auch das Abitur ab. Er war Mitglied und später Gruppenführer der katholisch-bündischen Jugend in Paderborn - und doch führte sein Lebensweg in den fünfziger Jahren in eine eher »untypische« Richtung: Klönne begann in Marburg ein Studium der Soziologie und Geschichte und trat bereits als Student in die SPD ein.
Schon bald wurde der eloquente Sozialwissenschaftler zum Vorzeige-Linken. Anfang der sechziger Jahre gehörte Klönne zu den Mitbegründern der Ostermärsche, deren revolutions-romantische Unterwanderung durch diverse kommunistische Gruppen er aber zunehmend mit Unbehagen verfolgte. Der Irak-Krieg trieb ihn in den neunziger Jahren wieder auf die Straße - als Sprachrohr der Friedensbewegung.
»Zur SPD habe ich eigentlich immer ein distanziertes Verhältnis gehabt«, bekennt er heute - eineinhalb Jahre nach seinem Parteiaustritt. Mittlerweile macht Klönne nämlich Politik links von der SPD in der »Demokratischen Initiative Paderborn«. Basisdemokratie ist für ihn heute die einzige Möglichkeit, sich gegen verkrustete Parteistrukturen zu behaupten. »Die etablierten Parteien brauchen eine Auffrischung durch neue Initiativen«, setzt Klönne lieber auf die Arbeit in der Kommunalpolitik, auf Bürgerinitiativen und Bürgerbegehren.
Auch wenn er in seiner Wahlheimat Paderborn - 1978 kam Klönne aus Münster an die neu gegründete Gesamthochschule - politisch eher ein Außenseiter ist, sieht sich der 1996 emeritierte Professor nicht »geschnitten« oder ausgegrenzt. »Als Linker eckt man hier natürlich ständig an - aber das betrifft nur die politische Auseinandersetzung. Persönliche Anfeindungen sind da nie passiert«, versichert Klönne. In Paderborn fühle er sich sehr zu Hause. »Ich bin bodenständig und wollte eigentlich immer in Westfalen arbeiten«, blieben Tätigkeiten beim Landesjugendamt in Hessen sowie an der Pädagogischen Hochschule Göttingen nur eine Episode. Seine beruflichen Stationen waren ansonsten Dortmund, Bielefeld, Münster und eben Paderborn.
Hier lebt er seit 1978 mit seiner Ehefrau Irmgard im ruhigen Südviertel - nur einen kurzen Fußmarsch von der Uni entfernt. Die vier Kinder sind natürlich längst aus dem Haus. Dafür genießt Labrador-Hündin Marsha die ganze Aufmerksamkeit des passionierten Zigarillo- und Pfeifenrauchers, so lange nicht eines der mittlerweile sieben Enkelkinder zu Besuch ist.
Mit Freunden und Bekannten will der Jubilar am Sonntag, 7. Mai, ab 17 Uhr in der Kulturwerkstatt feiern - bei einem Klön(ne)-Nachmittag über sich und sein Leben, über alte und neue Zeiten.

Artikel vom 03.05.2006