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Tausende erlebten
lebendiges Mittelalter

Schau der »Feuerpoeten« spektakulärer Höhepunkt

Warburg (WB/ski/cls). Für zwei Tage war der Euro in Warburg außer Kraft gesetzt: Beim Mittelaltermarkt bezahlten die Kunden in der Taverne oder in der Feldbeckerey in Talern. So authentisch ging es zu beim siebten Mittelalter-Spektakel, das - besonders am verkaufsoffenen Sonntag - wieder Tausende in die mittelalterliche Stadt Warburg zog.
Die Gruppe »Fifaltra« sorgte mit Markttreiben, Handwerksvorführungen, Musik und Ritter-Schaukämpfen für die »kurzweylige« Unterhaltung. So schön das mittelalterliche Flair auch war, die meisten Besucher werden sicherlich froh gewesen sein, doch in der heutigen Zeit zu leben. Beispielsweise bei der zwar lustig anzuschauenden - aber damals bestimmt sehr schmerzhaften - Zahnbehandlung durch den Quacksalber. Schließlich diente das weinhaltige Betäubungsmittel nicht zur Schmerzlinderung des Patienten, sondern zur Nervenberuhigung des »Arztes« . . .
Entspannender waren da schon die Jonglagekünste der »Feuerpoeten«. Der »Herr Gaukler« und »Loretta, der Narr« unterhielten am Samstag - ebenso wie am Sonntag die Gruppe »Terra Hossa« - tagsüber an verschiedenen Stellen in der Innenstadt mit verblüffenden Kunststücken und geschickter Wurfakrobatik. Am Samstagabend wurden die »Feuerpoeten« dann ihrem Namen vollauf gerecht: Sie begeisterten ihr Publikum mit einer faszinierenden Feuerschau.
Große Anziehungskraft übten auch die beiden Falkner Ralf Schön und Markus Kroll aus, die dem 13. Jahrhundert nachempfundene Jagdkleidung trugen. Zu ihren beiden majestätischen Steppenadlern, mit denen sie auch auf die Jagd gehen, mussten sie zahllose Fragen beantworten.
Vögel ganz anderer Art zogen bei Töpfer Udo Neikes aus Stemwede insbesondere die kleinen Besucher an. Mit seinem Markenzeichen, der Vogelpfeife, einem authentischen Kinderspielzeug aus dem Mittelalter, können die Stimmen fast aller Singvögel nachgeahmt werden. Aufgefüllt mit »Zwitscher-Zauberwasser« gingen die Kinder im 12. Jahrhundert mit diesen Pfeifen in die Wälder zum »Sängerwettbewerb« mit den Vögeln. In Warburg war ihr »Zwitschern« übers Wochenende in der ganzen Stadt zu hören.
Mit überlieferten Geschichten ganz anderer Art zog Märchenerzählerin Eva ihre jungen Zuhörer in den Bann, während Barde Michael die erwachsenen mit gefühlvollem Minnegesang verzauberte. Zauberhafte Klänge boten auch Harfenist Karl Heinz Will sowie die erste elfjährige Argia Wehner am gleichen Instrument und die Gruppe »Poeta Magica«. Für rauere Töne sorgten zusammen mit Gauklerturm »Terra Hossa« und die »Goselagerer«.
Umfangreich wie das Angebot zur »Zerstreuung« stellte sich auch das Angebot mittelalterlicher Gaumenfreuden dar. So lockte verführerischer Duft bei der Feldbeckerey, gab's Drachenwurst, Zyklopenspieß und Räuberfackel bei der Lammbraterei oder Süßes aus der Nußbeckerey.
Andreas Franke aus Bad Harzburg ließ an beiden Tagen zwei Sauen am Spieß stilecht über Holzscheiten braten. Gute vier Stunden brauchten die jeweils rund 65 Kilogramm schweren Tiere bis zum Anschneiden.
Wem nach der deftige Kost dürstete, der konnte sich an Met-Ständen erfrischen oder in die »Schwarzen Taverne« einkehren.

Artikel vom 10.04.2006