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Barock boomt - Die alte Musik wird wiederentdeckt

Bachs »Matthäus-Passion« am Sonntag in Detmold

Detmold (pr). Lange Zeit fristete die Barockmusik an der Hochschule für Musik nur ein Schattendasein. Seit drei Jahren widmet sich nun Ulrike-Anima Mathé, Professorin für Violine, in einzelnen Projekten dem Musikstil von Bach und Monteverdi. Am Sonntag steht der Barock im Mittelpunkt, dann wird in der Neuen Aula mit Bachs »Matthäus-Passion« das Sommersemester eröffnet.

Barock boomt. Eine unüberschaubare Zahl von CD's bereichert den Markt und Simon Rattle, Chefdirigent der Berliner Philharmoniker und Vordenker der klassischen Musik, hat Barock-Kenntnisse zum Pflichtstoff für angehende Profi-Musiker erklärt. Die Musikhochschule will sich dem Trend nicht verschließen und fördert die noch junge Barockakademie. Kürzlich wurden Barock-Pauken und Barock-Bögen eingekauft. Denn mit modernen Instrumenten kann man Barockmusik zwar spielen, echte Kenner schätzen jedoch das Klangerlebnis mit originalgetreuen Musikinstrumenten. Rektor Martin Christian Vogel ist vom Erfolg der Projekte angetan: »Die Studenten kommen von selbst und auch die Kollegen sind sehr aufgeschlossen.«
Gerhard Weinberger, Professor für Orgel, kennt den Barock aus jahrelanger Erfahrung, die Zusammenarbeit mit der jungen Kollegin klappt hervorragend. Ulrike-Anima Mathé hat unter den Studenten großen Ehrgeiz ausgemacht, jede Probe sei um mindestens eine halbe Stunde überzogen worden.
Für die Aufführung der Matthäus-Passion am Sonntag mussten die Studenten vor allem die Spieltechnik der Barockmusik erlernen. Denn »jeder ist gefordert, jeder trägt Verantwortung«, weiß Weinberger. Barockmusik bleibe Kammermusik, auch wenn das Ensemble aus vielen Personen besteht. Als Vokalsolisten treten Knut Schoch (Tenor), Markus Köhler (Bass), Meike Leluschko (Sopran), Dshamilja Kaiser (Alt) und Andreas Wolf (Bass) auf, daneben singen zwei Chöre so bekannte Stücke wie den Choral »O Haupt voll Blut und Wunden« von Paul Gerhardt. Die »Matthäus-Passion« gilt gemeinhin als einer der Höhepunkte von Bachs Schaffen und als ein Hauptwerk der geistlichen Musik. Zur Einstimmung auf die »Matthäus-Passion« am Sonntag hielt der Harvard-Ordinarius Christoph Wolff schon am Donnerstag einen Einführungsvortrag. Wolff gilt als einer der profundesten Bach- und Barock-Kenner der Welt, er ist auch Direktor des Bach-Archivs in Leipzig. Die Aufführung beginnt um 18 Uhr in der Neuen Aula der Musikhochschule.

Artikel vom 08.04.2006