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»Kein Kind darf uns verloren gehen«

Gütersloher NRW-Landtagsabgeordnete Ursula Doppmeier über das geplante Schulgesetz

Werther (dh). Ganztagshauptschule, Sprachkurse oder die Abschaffung der Schulbezirke - das Schulgesetz, das am Mittwoch in den Landtag eingebracht worden ist, hat zahlreiche Veränderungen zur Folge. Am Freitagabend erläuterte Ursula Doppmeier, Landtagsabgeordnete aus Gütersloh, auf Einladung des CDU-Stadtverbandes die Inhalte, die am 1. August verabschiedet werden sollen.

Das Schulgesetz steht unter dem Titel »Mehr Leistung, mehr soziale Gerechtigkeit«. Pisa zeige, dass die Kinder in NRW nicht die Leistung bringen, die gefordert wird, so die Schulexpertin. »Wir müssen Unterrichtsqualität und -quantität verbessern«, betont sie. Kinder in NRW hätten nach ihrem Abschluss eineinhalb Jahre weniger Unterricht als Schüler in Bayern gehabt.
Schwache Schüler fördern und leistungsstarke fordern - diese Ziele werden im neuen Schulgesetz groß geschrieben. So liegen der CDU laut Doppmeier vor allem Sprachkurse für Kinder mit Migrationshintergrund am Herzen. »Das ist der richtige Weg zur Integration«, betonte sie.
Die Kreativität der Schule soll durch mehr Selbständigkeit gefördert werden. Das Ziel: Der Wettbewerb soll verstärkt werden, Schulen ihr eigenes Profil (zum Beispiel musische, natürliche oder sportliche Schwerpunkte) entwickeln. Damit einher geht die geplante Aufhebung der Schulbezirksgrenzen. Eltern können selbst entscheiden, wo ihr Kind lernt. Die Kommune legt lediglich fest, wie viele Eingangsklassen gebildet werden.
Ein Punkt, den der Schulausschussvorsitzende in Werther, Ralf Biermann, nicht ganz unkritisch sieht: Er äußerte die Sorge, dass die Grundschule Langenheide ausbluten und die Schule an der Mühlenstraße überlaufen könnte. Doppmeier sieht das anders: »Die Schulen müssen in den Wettbewerb treten«, sagte die Gütersloherin.
Zu oft werden aus Sicht der CDU Kinder wegen des falschen Ehrgeizes der Eltern zum Gymnasium geschickt. Um das zu vermeiden, sollen die Lehrer entscheiden, welche Schule ein Kind besucht. Im Zweifelsfall soll im dreitägigen so genannten »Prognoseunterricht« geklärt werden, für welche Schulform das Kind geeignet ist.
»Wir wollen das Prinzip der individuellen Förderung von unten bis oben durchziehen«, betonte Ursula Doppmeier. »Kein Kind darf uns auf seinem individuellen Schulweg verloren gehen.« Und so hat die die Landesregierung im Vorjahr 1 000 neue Lehrer eingestellt, zum 1. August 2006 sollen weitere 1 000 folgen. Außerdem sind 275 zusätzliche Sozialpädagogen und 600 Lehrrer zur Sprachförderung geplant. Dass wieder mehr Wert auf Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Engagement gelegt wird, sollen die Noten für das Arbeits- und Sozialverhalten (»Kopfnoten«) bewirken.
Die 20 Zuhörer im Stadthotel in Werther setzten sich kritisch mit den Inhalten des Schulgesetzes auseinander und begrüßten zugleich die Veränderungen: »Ich kann nur unterstreichen, was Sie gesagt haben«, betonte Ex-Ratsherr Martin Wiehage: »In Düsseldorf hat nicht nur ein Machtwechsel, sondern ein Wechsel des Denkens stattgefunden.«

Artikel vom 10.04.2006