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Von Markus Poch

Bielefelder
Südlicht

Kleine Tiere, kleine Lobby


Kleine Tiere haben es schwer. Und genau so schwer haben es alle Menschen, die sich für kleine Tiere einsetzen. Kleine Tiere haben deshalb oft auch nur eine kleine Lobby. Um so schöner ist es dann, wenn diese kleine Lobby es schafft, Großes zu bewirken.
Der neue »Südsee«, der jetzt auf dem ehemaligen Gelände der Teichanlage »Ravensberger Bleiche« in Ummeln entstand, ist dafür ein gutes Beispiel: Während sonst überall die Feuchtbiotope zugunsten von Straßen-, Industrie- oder Siedlungsflächen sterben müssen, hat das Umweltamt hier einen schönen, kleinen Lebensraum mit Zukunft geschaffen. Amphibien, Fische, Vögel und Insekten können sich neu ansiedeln, ungestört vermehren und in der Umgebung verbreiten. Diese Umgebung sind die Lutterauen, ein sensibler und für Bielefeld wichtiger Naturraum, weil er durch seinen Zusammenhalt, ähnlich einer Perlenkette, den Artenschutz fördert beziehungsweise sichert. Der Südsee war nun der Lückenschluss in dieser Kette von Biotopen zwischen Lutterquelle im Nordosten und den Feuchtwiesen am Stadtrand zu Gütersloh im Südwesten. Leider wird die Freude über die Vollständigkeit der »Perlenkette Lutteraue« nur von kurzer Dauer sein. Denn es steht bereits fest, dass die Autobahn 33 unweit des Südsees in naher Zukunft eine neue, sehr schmerzliche Lücke in die Aue reißt, wenn sie die B 61 in Höhe des Regenrückhaltebeckens Seifmühle überquert.
»Für die Wanderrichtung der dortigen Amphibien hat das verheerende Folgen«, sagt Dietmar Althaus vom Umweltamt. Kaum ist die Lücke geschlossen, da ist sie schon wieder offen. Es bleibt also dabei: kleine Tiere, kleine Lobby.

Artikel vom 08.04.2006