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Eier ausblasen ist dieses Jahr wenig beliebt

Große Unsicherheit vorm Osterfest

Von Thomas Hochstätter
(Text und Fotos)
Bad Oeynhausen (WB). Der erste deutsche Vogelgrippe-Fall bei Nutzgeflügel verunsichert die Menschen ausgerechnet in den Tagen vor Ostern.

Kann man noch unbedenklich rohe Eier ausblasen? In Bad Oeynhausener Kindergärten und Grundschulen weiß man das auch nicht - und verzichtet daher überwiegend auf diese traditionelle Osterbastelei. »Auch wenn es vielleicht übervorsichtig ist«, sagt Dehmes Grundschulleiterin Veronika Wehmeier, »die Kinder sind uns anvertraut. Da muss man sich schon Gedanken machen.« In Dehme habe es dieses Jahr jedenfalls keine Basteleien mit Eiern gegeben. Das sei mit kleinen Kindern ohnehin sehr anstrengend.
Elisabeth Felgenhauer, beim Kreiskirchenamt zuständig für die evangelischen Kindergärten, sagt, man habe den einzelnen Einrichtungen keine Instruktionen in dieser Sache erteilt. »Die Sensibilität vor Ort ist aber so hoch, dass niemand etwas tut, was die Kinder gefährden könnte.« Antje Brandt, Gruppenleiterin im Loher Kindergarten Pusteblume, bestätigt, man habe diesmal lieber Sachen aus Holz gebastelt.
Mit dem mulmigen Gefühl, nicht zu wissen, was gefährlich ist, sind die Erzieher und Lehrer nicht allein. Karin Heinrich, Leiterin der Grundschule Rehme-Oberbecksen, erzählt von Rückfragen besorgter Eltern, als in einer Klasse mit Eiern gebastelt werden sollte. »Man einigte sich darauf, dass die Kinder bereits ausgeblasene und sorgsam gereinigte Eierschalen in den Unterricht mitbringen.«
Auch in der Wichernschule ist mit Eiern gebastelt worden. Konrektor Sebastian Plöger erzählt, in einer Klasse seien Eierschalen mit Kresse bepflanzt worden. Bedenken habe man dabei nicht gehabt.
Das muss man offenbar auch nicht, wenn man dem Mindener Kreisveterinäramt glauben will, auf dessen Ratschläge am Donnerstag auch die Oeynhausener Stadtverwaltung verwies. Demnach gelten in Zeiten von Vogelgrippe die normalen Hygienevorsichtsmaßnahmen. Also: die Schalen von rohen Eiern vor dem Ausblasen gründlich mit möglichst warmem Wasser und etwas Spülmittel abwaschen - und zwar nicht wegen des Vogelgrippe-Virus', sondern wegen der Salmonellengefahr. Eier seien im Zusammenhang mit dem H5N1-Erreger kein Risikomaterial, weil kranke Tier entweder keine Eier mehr legten oder nur auffällig veränderte, die keinesfalls in den Handel kämen.
Für gefärbte Ostereier gibt es übrigens auch eine ganz einfache Regel: So lange kochen, bis sowohl Eiweiß als auch Eigelb fest sind.
Wer sich jetzt immer noch nicht sicher fühlt, der sollte vielleicht die Romantik hinten an stellen - und Plastikeier in Erwägung ziehen. Schön bunt sind die auch.

Artikel vom 07.04.2006