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NKF verspricht
Transparenz

Rechnungswesen wird 2008 umgestellt

Von Maike Stahl
Schlangen (SZ). Zum 1. Januar 2009 müssen alle nordrhein-westfälischen Städte und Gemeinden ihren Haushaltsplan in einer neuen Form vorlegen. In Schlangen soll diese Vorgabe schon 2008 erfüllt werden. Einen Ausblick auf das »Neue kommunale Finanzmanagement«, kurz NKF, gibt daher die letzte Folge der Serie »Einblick - Durchblick - Ausblick« der SCHLÄNGER ZEITUNG.

»Das bisherige Rechnungswesen wird dann komplett umgestellt«, erläutert Heike Steinmeier, Leiterin der Schlänger Finanzverwaltung. Anstelle der so genannten Kameralistik, einem speziellen System der Buchführung für öffentliche Verwaltungen, soll dann die Doppik, die doppelte Buchführung, eingeführt werden. »Bei der Kameralistik wird zwischen Einnahmen und Ausgaben unterschieden, wir haben den Verwaltungshaushalt und den Vermögenshaushalt«, erläutert Steinmeier. Bei der im NKF vorgesehenen doppelten Buchführung würden dagegen Erträge und Aufwendungen unterschieden. »Es gibt dann ein Drei-Komponenten-System mit Ergebnisrechnung, die einer Gewinn- und Verlustrechnung entspricht, Bilanz und einer Finanzrechnung, in die die Inhalte des Vermögenshaushaltes einfließen würden«, weiß Heike Steinmeier.
Anders gebucht als bisher würde dann beispielsweise eine Pacht, die für den Zeitraum von Oktober bis April im Oktober gezahlt wird, nennt sie ein Beispiel. »Bisher hätten wir den gesamten Betrag im Oktober für das entsprechende Jahr gebucht. Im NKF-Haushalt würde er den jeweiligen Monaten in Teilbeträgen zugeordnet.«
Derzeit laufen die Vorbereitungen für das NKF in der Gemeindeverwaltung bereits auf Hochtouren. »Es ist ein enormer Aufwand, die Eröffnungsbilanz zu erstellen«, hat die Finanzfachfrau festgestellt. Denn darin muss das gesamte kommunale Vermögen vom Schreibtisch im i-Punkt über die Feuerwehrfahrzeuge bis hin zu Grundstücken, Immobilien und dem Straßennetz erfasst und bewertet werden. »Manche Kommunen vergeben das an externe Büros, aber bei unserer finanziellen Situation müssen wir das neben dem Tagesgeschäft selbst bewältigen«, beschreibt Steinmeier die Sorgen, die zurzeit für sie mit dem NKF einhergehen.
Neben dem personellen Mehraufwand bringt das NKF auch Kosten für die Gemeinde mit sich. Für neue Software und Schulungen sind insgesamt 90 000 Euro veranschlagt worden.
Andererseits sieht die Fachfrau das neue Rechnungswesen aber auch als Herausforderung. »Es ist spannend, sich in einen ganz neuen Bereich einzuarbeiten«, meint sie. Zusammen mit Hauptamtsleiter Frank Rayczik, Bauamtsleiterin Gabriele Müller-Schaffranietz und dem Prokuristen der Gemeindewerke, Thorsten Aust, bildet sie das Projektteam der Gemeindeverwaltung, das sich intensiv mit der Einführung des NKF beschäftigt und entsprechend geschult wird. »Die Denkweise ist auch anders«, hat Steinmeier festgestellt, »bisher ging es eher um die Frage, was wir mit dem Geld machen, das wir bekommen. Jetzt wird es strategischer, in dem wir davon ausgehen, was wir leisten, und dann sehen, wie wir es finanzieren können.«
Deshalb werden im NKF auch so genannte Produkte zu bestimmten Leistungen gebildet, in denen alle damit verbundenen Maßnahmen gebündelt sind. »Dann werden zum Beispiel auch die Personalkosten dort dargestellt, wo sie auch anfallen.« In einem ersten Vorschlag hat die Verwaltung die 17 gesetzlich vorgegebenen Produktbereiche in 49 Produkte, wie Offene Kinder- und Jugendarbeit, gegliedert. »Dadurch könnte ich mir vorstellen, dass die Gemeindefinanzen für die Bürger transparenter werden. Erleichtert wird auf jeden Fall die Steuerung«, sieht Heike Steinmeier der Neuerung durchaus positiv entgegen.

Artikel vom 07.04.2006