12.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Zertifikat als zusätzliches Aushängeschild

Frank Zurmühlen Hydraulikkomponenten e.K. mit Auftragslage zufrieden - Umzug läuft

Von Bernd Steinbacher
(Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Etwa ein halbes Jahr lang haben Spezialisten die Firma betreut, Abläufe geprüft, ein Qualitätshandbuch erstellt, jetzt ist die Frank Zurmühlen Hydraulikkomponenten e.K. in Schloß Holte-Stukenbrock nach ISO 9001 zertifiziert. Das Unternehmen produziert Dreh- und Frästeile, in den vergangenen Jahren im Schnitt jährlich etwa 450 000 Stück, Serienteile, Spezialanfertigungen und Prototypen je nach Kundenwunsch.

»Das Zertifikat ist wichtig für uns, wenn es um das Gewinnen von Neukunden geht. Da wird es einfach verlangt«, sagt Inhaber Frank Zurmühlen. »Die Stammkunden wissen ohnehin, dass wir auf Qualität und Genauigkeit setzen.«
Werner Rauschenbach, Gebietsvertriebsleiter OWL der International Management Systems Marketing GmbH (IMSM), der das Unternehmen während der Zertifizierungsphase betreute und jetzt die Urkunde überbrachte, betont: »Das Zertifikat ist ein zusätzliches Aushängeschild für das Unternehmen.« Interner Nutzen sei die Optimierung von Arbeitsabläufen. Schwachstellen würden erkannt und behoben. Außerdem sei das erstellte Qualitätshandbuch eine Orientierungshilfe für die Beschäftigten.
»Besonders die Automobilzulieferer fordern die Zertifizierung, wenn man für sie arbeiten will«, erklärt der 41-jährige Inhaber. Deshalb habe er sich nach einigem Zögern entschlossen, diesen Schritt zu gehen. Es sei doch schon einiger Arbeits- und Kostenaufwand. Mit der Zusammenarbeit mit IMSM ist er zufrieden. Interne und externe Kosten zusammen genommen, hat das Unternehmen etwa 13 000 Euro für die Zertifizierung ausgegeben. Ein Betrag, der sich aus Zurmühlens Sicht auszahlen wird.
Auf Qualität und Genauigkeit hat das Unternehmen mit jetzt 19 Mitarbeitern allerdings auch schon ohne Zertifizierung gesetzt. Dabei ist es stetig gewachsen, mehrere Umzüge des 1995 gegründeten Unternehmens gehören deshalb zur Firmengeschichte. Der jüngste läuft gerade. Seit dem Jahr 2001 hat das Unternehmen 600 Quadratmeter gemietete Fläche an der Fosse Bredde 17, in der Halle gegenüber sind es knapp 1000. Innerhalb der nächsten sechs Monate soll der Umzug bei laufender Produktion erfolgt sein. »Es war ein Glücksfall, die größere Halle mieten zu können«, sagt Frank Zurmühlen. Da sei dann mehr Platz und Reserve, um gegebenenfalls weitere Maschinen aufstellen zu können.
Und Arbeit hat das Unternehmen, das neben den Hydraulikkomponenten, CNC-Drehen und -Fräsen auch 3-D-Messen anbietet, derzeit reichlich. Um die Aufträge pünktlich abarbeiten zu können, sind zeitweise Nachtschichten nötig. Das dabei entstehende Lärmproblem gehört mit dem Umzug dann auch der Vergangenheit an. Die größere Halle ist weiter entfernt von Nachbarn, und der Fußboden steckt die Vibrationen besser weg.
Weiterem Wachstum steht also nichts im Weg. In diesem Jahr wird ein Umsatz von knapp zwei Millionen Euro angestrebt, nach 1,4 Millionen im Vorjahr. Nach verhaltenem Beginn in diesem Jahr hat sich im Februar und März das Auftragsvolumen verdoppelt. »Diese Entwicklung war beinahe unglaublich«, so der Industriemeister, der optimistisch nach vorn blickt. Selbst in den für manche Firma schwierigen vergangenen vier Jahren sei zwar zeitweise das Auftragspolster geringer geworden, doch insgesamt sei die Entwicklung positiv.
Deshalb setzt Frank Zurmühlen auch auf die Ausbildung der eigenen Fachkräfte. Zwei Auszubildende sind derzeit tätig, werden Teilezurichter beziehungsweise Zerspanungsmechaniker. »Auszubildende sind doch keine Belastung. Sie sind bei uns von Anfang an in die Produktion eingebunden. Das ist wichtig, da lernen sie die Abläufe kennen«, so der Firmenchef. Wenn man selbst ausbilde, entstehe außerdem eine engere Bindung zum Unternehmen. Der bürokratische Aufwand für einen Auszubildenden sei vergleichsweise gering, und falls es einmal Probleme geben sollte, unterstütze die Industrie- und Handelskammer schnell und gut.
Ärgerlicher sind da eher die neuen Regelungen zu den vorgezogenen Sozialabgaben. »Immer mehr einzuhaltende Termine und besonders die Schätzung der noch zu leistenden Arbeitszeit der einzelnen Mitarbeiter sind ein enormer Aufwand«, ärgert sich Manuela Zurmühlen. Gerade wegen kurzfristiger Auftragseingänge sei es fast unmöglich, die monatliche Arbeitszeit genau zu schätzen. Aufwändige Korrekturberechnungen kosteten wiederum Zeit.
Insgesamt ziehen die beiden ein positives Fazit für das Unternehmen. Und das ist sicher: Nach dem Umzug in die größere Halle wird eines nicht mehr eintreten: »Als wir 1995 mit einer Säge, einer CNC-Maschine und einer Bohrmaschine auf 30 Quadratmetern anfingen, kam es vor, dass die langen Metallstangen, die gesägt werden mussten, ein ganzes Stück zum Tor des Gebäudes herausschauten.«

Artikel vom 12.04.2006