07.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schweinehalter
hart getroffen

Kreislandwirt kritisiert Transportverbot

Von Heinz-Peter Manuel
Kreis Paderborn (WV). Das seit Mitternacht geltende »Verbringungsverbot« für Schweine trifft 846 Schweinehalter im Kreis Paderborn bis ins Mark. Kreislandwirt Johannes Giesguth übte gestern scharfe Kritik an EU-Auflagen, die völlig überzogen auf erneute Schweinepestfälle in Nordrhein-Westfalen reagierten.

»Jetzt wird es problematisch«. Mit sorgenvoller Miene sieht Kreislandwirt Johannes Giesguth das »Verbringungsverbot« für lebende Schweine, das die EU-Kommission wegen der jüngsten Schweinepestfälle für zunächst zehn Tage für ganz Nordrhein-Westfalen verhängt hat. Bis Ostern dürfen auch die Schweinehalter im Kreis Paderborn ihre 320 000 Tiere weder zum Schlachten noch zum Verkauf transportieren. »Damit bricht das ganze System, vom Ferkelerzeuger über den Metzger bis hin zum Schlachthof, zusammen«, sagt Giesguth.
Durch das Beförderungsverbot wird es jetzt, nachdem die Bauern schon in den vergangenen zehn Tage keine Ferkel verkaufen durften, in den Ställen eng. »Die erste Einschränkungsphase ließ sich ja noch soeben überbrücken«, gibt Giesguth die Stimmung seiner Berufskollegen wider. Doch nun wissen sie nicht mehr, wohin mit den Tieren, die ihr Gewicht zum Schlachten oder zum Weiterverkauf längst erreicht haben. »Das lässt sich auch kaum noch mit den Vorschriften des Tierschutzes vereinbaren.« Letztlich erwartet Giesguth nicht unerhebliche finanzielle Einbußen durch die jüngsten Verbote.
Giesguth fordert, die »restriktiven Maßnahmen der EU« auf ein vernünftiges Maß zusammenzustreichen. Denn es sei nicht einzusehen, warum Bauern, die mehr als 100 Kilometer vom Ausbruchsort der Schweinepest entfernt unter diesen Einschränkungen leiden müssten. Sperrbezirke seien sicherlich sinnvoll, doch reichten seines Erachtens Einzugsgebiete von drei oder zehn Kilometern. »Hier schießen die Bürokraten eindeutig übers Ziel hinaus«, kritisiert Giesguth und ist sich damit einig mit Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg (CDU). Überhaupt fragt sich Giesguth, ob die Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren nicht weiter gegangen sei. Nach den beiden Schweinepestjahren (1996 und 1997) im Kreis Paderborn müsse es doch heute möglich sein, mit Marker-Impfstoffen zu arbeiten, statt vorsorglich tausende von kerngesunden Tieren zu keulen.

Artikel vom 07.04.2006