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»Wir wollen nicht verzichten«

Zentrale Warnstreikaktion der Metaller auf dem Münsterkirchplatz


Von Peter Schelberg
Herford (HK). Mit durchdringendem Trillerpfeifenkonzert, roten Spruchbändern und überdimensionierten Händen mit der Aufschrift »Gib uns 5!« machten sie auf ihre Forderungen aufmerksam: 700 Arbeitnehmer aus 17 Betrieben maschierten gestern in zwei Demonstrationszügen zur Warnstreikaktion der IG Metall auf dem Münsterkirchplatz.
Zu der zentralen Kundgebung aufgerufen hatte die Gewerkschaft 2000 Beschäftigte im Kreis Herford, von denen nach Angaben von Peter Kleint 1300 organisiert sind. Der 1. Bevollmächtigte begrüßte Arbeitnehmer aus den Unternehmen Sulo, Stiegelmeyer, Grohmann, Imperial, Kannegießer, Meyer Stanztechnik, Hettich Heinze, Hettich Strothmann, Hettich FT, Hettich ONI, MAW, Koralle, Sanitec, Balda Heinze, Paul Henke, Fiskars und Torwegge: Sie wollten der Hauptforderung der IG Metall nach fünf Prozent höheren Entgelten und 37 Euro mehr Ausbildungsvergütung mit ihrer Teilnahme Nachdruck verleihen.
Verdi-Bezirksgeschäftsführer Werner Linnemann warf den Arbeitgebern vor, mit ihrer starren Haltung bei den Verhandlungen der Metall- und Elektroindustrie die Tarifautonomie aushebeln zu wollen. Er kritisierte zudem die »Flucht« einzelner Unternehmen ins Nachbarland Polen: »Wenn sie dort noch EU-Investitionshilfen bekommen, die wir zuvor mit unseren Steuergeldern bezahlt haben, ist der Skandal perfekt.«
»Wir wollen nicht weiterhin verzichten«, stellte IG Metall-Sprecher Kleint klar, dass die Arbeitnehmer auf einem kräftigen »Schluck aus der Pulle« bestehen. Damit solle die Kaufkraft im Inland unterstützt werden. Zudem hätten bisherige maßvolle Tarifabschlüsse keinen beschäftigungspolitischen Effekt gebracht. Stattdessen hätten Reformen und damit verbundene Abgabenerhöhungen zum Kahlschlag in den Portmonnes der Konsumenten geführt. An die Arbeitgeber appellierte Kleint: »Legen Sie in der vierten Verhandlungsrunde ein vernünftiges Angebot auf den Tisch - sonst nehmen wir den Fehdehandschuh auf.«

Artikel vom 06.04.2006