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Schlachten auf Sparflamme

Transportverbot: Landwirte im Kreis befürchten große Probleme

Von Peter Schelberg
Vlotho/Herford (VZ). Wenn das von der EU verhängte zehntägige Transportverbot für Schweine in ganz NRW heute in Kraft tritt, wird das für viele Zucht- und Mastbetriebe in Vlotho und im Kreis Herford »an die Substanz gehen«: Kreislandwirt Werner Seeger befürchtet erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten für seine Berufskollegen und auch gravierende Probleme bei der Tierhaltung.

Der Ständige Ausschuss für Tiergesundheit und Lebensmittel der EU-Kommission hatte am Mittwoch für ein so genanntes »Stand-Still« für NRW votiert. Der Transport von Schlachtschweinen ist danach für zehn Tage in ganz NRW verboten. »Verbringungen« von Zucht- und Nutzschweinen, wie es im Amtsdeutsch heißt, sind hier bereits seit einer Woche untersagt. »Die Landwirte dürfen weder Schweine kaufen noch verkaufen, alle Ställe bleiben zu - da darf kein Lkw mehr ranfahren«, verdeutlichte Seeger die Situation. Besonders problematisch sei die Lage für Ferkelhalter: »Die Ferkel wachsen über das Gewicht hinaus und auch die die Bestände nehmen über Gebühr zu.« Züchter Achim Detering in Exter kann das Transportverbot nicht nachvollziehen: »Warum man nicht nur in einem Radius von 50 Kilometern alle Betriebe sperrt, sondern das ganze Land, ist mir unverständlich«, sagt der Landwirt mit Blick auf die Entfernung zu befallenen Höfen in Recklinghausen und Borken. Denn in den viel näher gelegenen Niederlanden sind Transporte weiterhin zulässig.
Bernd Gurschinski, Abteilungsleiter im Veterinäramt des Kreises, sieht Auswirkungen des Transportverbots auch für den Herforder EU-Schlachthof an der Füllenbruchstraße sowie kleinere Privatschlachtereien und Metzger. Für den Schlachthof bestehe aber die Möglichkeit, über zuvor abgestimmte »Transportkorridore« Schlachtschweine aus Niedersachsen zu beziehen. Das bestätigte auch Schlachthof-Chef Gunter Gocksch: »Von Montag an beziehen wir die Tiere von unseren Lieferanten aus dem niedersächsischen Umland wie Riemsloh oder Rinteln. Schlachten werden wir also auch weiterhin - aber vorerst etwas auf Sparflamme«, sagte Gocksch.

Artikel vom 07.04.2006