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Wundenlecken
im Breisgau

Freiburg hat Aufstieg abgehakt

Von Peter Klute
Paderborn (WV). Es war ausgerechnet in seiner alten Heimat, da musste Alexander Walke feststellen: »Das war's. Ich habe den Aufstieg abgehakt.« Was der Torwart des SC Freiburg nach dem 1:2 bei Energie Cottbus aussprach, ist zwar noch nicht amtlich, aber die direkte Rückkehr in Liga eins wird für den Absteiger bei fünf Punkten Rückstand auf Platz drei und nur noch sechs Begegnungen immer unwahrscheinlicher.

Die »Badische Zeitung« spricht vor dem Gastspiel von Aufsteiger SC Paderborn 07 am Sonntag im Badenova-Stadion (Anstoß: 15 Uhr) von »Wundenlecken«. Vor der Saison wurde als Ziel für die junge Mannschaft »ein Platz im oberen Drittel mit Anstreben des Aufstiegs« angegeben. Letzteres scheint sich erstmals nicht zu erfüllen. Nach den Abstiegen 1997 und 2002 war den Breisgauern jeweils der sofortige Wiederaufstieg gelungen.
Die Rechnung von Trainer Volker Finke (»Um aufzusteigen, brauchst du im Schnitt pro Partie zwei Punkte und damit 68«) kann bei aktuellen 42 Zählern längst nicht mehr aufgehen. 60 können es bei optimaler Ausbeute noch werden.
Rechnerisch geht da noch was, doch dabei müssten auch die Konkurrenten »mitspielen«. Aus eigener Kraft kann es Freiburg nicht mehr schaffen. Daher haben sich die Verantwortlichen auf ein weiteres Jahr 2. Liga eingestellt, der Trainer soll derselbe bleiben. Die nächste wird Finkes 16. Saison auf der Freiburger Bank. Ein einsamer Rekord, der im heutigen Geschäft als einmalig in die Geschichte eingehen dürfte.
Auch die Statistik seiner Mannschaft ist rekordverdächtig. Wer nach Gründen sucht, warum Freiburg keine so dominante Rolle spielt wie etwa Mitabsteiger Bochum, stößt sofort auf die Auswärtsschwäche und die Defizite im Abschluss. Nur 34 Tore erzielte der Sportclub in 28 Spielen. Das Team überzeugt meist mit brillantem Kurzpassspiel, hat aber keinen »Knipser«. Bezeichnend: Dennis Aogo führt mit sechs Treffern die interne Torschützenliste an, doch alle seine Tore resultierten aus Elfmetern. Daheim ist der SC mit zehn Siegen, drei Unentschieden und einer Niederlage hinter Tabellenführer Aachen und Karlsruhe drittstärkste Kraft, in der Fremde (zwei Dreier, drei Remis und neun Niederlagen) schnitt nur Schlusslicht Siegen schlechter ab. In der Rückrunde ist die Freiburger Bilanz noch gravierender. In den fünf Heimspielen gab es vier Siege und 13 Zähler, auswärts in sechs Partien nur ein Pünktchen.
Das nahmen Finkes Mannen auch am 6. November aus dem Hermann-Löns-Stadion mit. 1:1 hieß es im Hinspiel gegen den SCP nach Toren von René Müller und Youssef Mohamad. »Wenn wir am Ende der Saison nicht aufsteigen sollten, werden wir in jedem Fall nicht sagen können, dass wir hier Punkte liegen gelassen haben«, meinte Finke damals. Ein Jahr zuvor hatten die Seinen als Erstligist an gleicher Stelle ein Elfmeterschießen beim Regionalligisten benötigt, um ins Viertelfinale des DFB-Pokals einzuziehen.
Auch wenn die Paderborner seit sechs Spielen ohne Sieg sind und zuletzt dreimal unterlagen, ist für sie das Ziel (Klassenerhalt) wesentlich näher als für den sonntäglichen Gegner. Der Niedersachse Finke hegt Sympathien für die Ostwestfalen: »Das ist spielerisch der mit Abstand beste Neuling.«

Artikel vom 07.04.2006