06.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

30 Jahre und kein bisschen leise

Betty Lichtenauer folgt Margret Köppen als Leiterin des Versöhnungskindergartens

Von Monika Schönfeld
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Rund herum war praktisch noch nichts, als der evangelische Kindergarten am Orffweg vor 30 Jahren nach nur siebenmonatiger Bauzeit eröffnet wurde. Aber das Tenge-Gebiet war als Baugebiet ausgewiesen und viele junge Familien vor allem aus dem Süden Bielefelds wurden als Eigenheimbauer erwartet. Der Versöhnungskindergarten feiert am Sonntag, 21. Mai, mit Familiengottesdienst und einem großen Fest den runden Geburtstag.

Christine Kreimer begann als Leiterin des Kindergartens gemeinsam mit den Erzieherinnen Margret Köppen und Uschi Pielage im April 1976 mit einer Gruppe, aber schon im Juni und im September kamen die zweite und dritte Gruppe dazu. »Nach dem St.-Ursula-Kindergarten war unserer der zweite Kindergarten in Schloß Holte«, sagt Margret Köppen, die heute den evangelischen Versöhnungskindergarten leitet. 1986 eröffnete der Kindergarten die vierte Gruppe nach einem Anbau. Verantwortlich für den Bau waren vor 30 Jahren Pfarrer Klaus-Peter Heß und Architekt Heinrich Niewöhner.
Nach Christine Kreimer, Christa Imkampe, Annette Goedecke und Heidi Puhl wurde Margret Köppen am 1. Oktober 1995 die fünfte Leiterin des Kindergartens. Die 59-jährige geht nach 39 Jahren Berufstätigkeit zum 31. Juli in Altersteilzeit. Nachfolgerin wird ihre bisherige Stellvertreterin Betty Lichtenauer (47). Sie hat bei Margret Köppen ihre Ausbildung gemacht und wurde 1980 im evangelischen Kindergarten fest angestellt. Das Presbyterium hat sie im Februar zur Nachfolgerin Köppens ernannt.
Der evangelische Kindergarten und sein Team hatten das Ohr schon immer an den Eltern. Und die hatten das Bedürfnis, ihre Kinder länger als nur am Vormittag betreuen zu lassen. »Auf weiter Flur gab es keine Tagesgruppe. Das war politisch nicht gewollt, Kinder sollten den Nachmittag zu Hause verbringen«, erzählt Margret Köppen. Aber Erzieherinnen und das Presbyterium zogen an einem Strang und eröffneten 1979 eine Tagesgruppe. Die Tageskinder waren anfangs in einer Gruppe, vor mehr als 15 Jahren wurden die Kinder auf die einzelnen Gruppen verteilt, so dass heute immer fünf der Kinder Tageskinder sind. »Das hat mehr familiären Charakter«, sind sich Köppen und Lichtenauer einig. Ähnlich war es mit den Hortkindern seit 1999. Zurzeit werden neun Kinder im Grundschulalter nachmittags von zwei Erzieherinnen betreut.
Anfangs wurden nur Fünfjährige aufgenommen, beschreibt Margret Köppen die starke Nachfrage nach Kindergartenplätzen. Schließlich gab es in Liemke noch keine Einrichtung, die Liemker kamen auch an den Orffweg. Erst 1997 bekam der evangelische Kindergarten den Namen »Versöhnungskindergarten«.
Verändert haben sich die Kinder als auch die Anforderungen der Schule an die Kinder und damit an die Kindergärten. »Mehr Kinder zeigen heute Verhaltensauffälligkeiten, so dass wir Eltern eine Ergo- oder Sprachtherapie empfehlen.« Die Schule erwarte, dass die Kinder feinmotorisch fit sind, um Schreiben zu lernen. Dem trägt der Versöhnungskindergarten Rechnung. Mitarbeiter haben sich fortgebildet, um bei Kindern frühzeitig die Lese-Rechtschreibschwäche zu erkennen (Bielefelder Screening) und Förderung anzubieten. Bewegung wird schon seit Jahren im Kindergarten groß geschrieben. Zur Verfügung steht ein großes Außengelände mit Spielgeräten, in der Halle eine Kletterburg und in der Turnhalle Matten und Klettergerüste. Bewegung hieß dann auch das erste Thema, das sich das Team aussuchte, als der Evangelische Kirchenkreis das Qualifizierungsprojekt für seine Kindergärten startete. Sprache und dieses Jahr Musik folgen. »Unser Team ist aufgeschlossen gegenüber positiven Veränderungen«, sagen Köppen und Lichtenauer. Die Gruppen seien durchlässig, die Kinder könnten in der Halle oder in der Turnhalle toben. »Das mag manchmal etwas chaotisch aussehen. Damit die Eltern sehen, dass auch in den Gruppen gearbeitet wird, haben wir im Eingangsbereich eine große Informationstafel. Dort lässt sich ablesen, was in den Gruppen in der Woche geplant ist, wer in Urlaub oder auf Fortbildung ist, wer Vertretung hat und was es zum Mittagessen gibt, das seit 15 Jahren von der Hauswirtschaftskraft frisch zubereitet wird.«
Besonders stolz sind die Erzieherinnen auf die Eltern der Kinder, die sich engagieren und mit den Erlösen aus Flohmarkt, Tombola, Sommerfest und Tagen der offenen Tür auch finanziell helfen. So wird nächste Woche ein neues Spielgerät im Garten aufgestellt - auch Hochburg und Klettergerüst sind von Eltern finanziert worden.
Am Sonntag, 21. Mai, wird ab 9.30 Uhr ein Familiengottesdienst in der Versöhnungskirche gefeiert. Von 14 bis 18 Uhr wartet am Orffweg ein buntes Programm auf die Besucher. Das Motto: »30 Jahre und kein bisschen leise«. Auch der Kindergartenchor »Die fröhlichen Ohrwürmer« wird singen. Die Eltern haben mit Hilfe der örtlichen Geschäftsleute wieder eine Tombola organisiert, deren Erlös erneut dem Kindergarten zugute kommt.

Artikel vom 06.04.2006