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So nah und
doch so weit

Zu wenig Plätze im Sälzerkrümel

Von Marion Neesen
Salzkotten (WV). Familie Müller (Name geändert) hat im Salzkottener Osten ein neues Zuhause gefunden. Das schmucke Einfamilienhaus steht im Neubaugebiet Papenbrede in direkter Nähe zum Kindergarten Sälzerkrümel. Jetzt ist der jüngste müllersche Spross »kindergartenreif«. Am Kindergarten vor der Haustür muss er jedoch allmorgendlich vorbeimarschieren

So oder ähnlich sieht derzeit die Situation für rund 14 Familien im Salzkottener Osten aus. Der Kindergarten Papenbrede kann nicht alle Elternwünsche erfüllen, 14 Plätze fehlen. Das bringt seit einigen Wochen die Betroffenen auf die Palme und den Verantwortlichen bei der Stadt Salzkotten heftige Schelte ein. Mit Unverständnis reagieren die Eltern darauf, dass sie ihre Kinder nun in den weiter entfernten Kindergarten Zur Schanze oder nach Upsprunge schicken sollen.
In einer Elterinformation am Montagabend und im jüngsten Schul-, Familien- und Sozialausschuss am Dienstagabend bezog Hauptamtsleiter Norbert Schulte nun ausführlich Stellung zu diesem umstrittenen Thema.
Seit der Fertigstellung des Kindergartens Papenbrede im Jahr 2003 freut man sich bei der Stadt über einen nahezu 100 prozentigen Versorgungsgrad. Doch während im Salzkottener Westen noch einige Kindergartenplätze frei bleiben, ballt es sich im Osten, wo bekanntlich Salzkottens Neubaugebiete liegen. Der Kindergarten Papenbrede ist als Tagesstätte (zehn Plätze) für 45 Kinder ausgelegt. Zu wenig für das kommende und voraussichtlich auch für weitere Jahre. »Natürlich verstehen wir, dass die Eltern eine wohnungsnahe Unterbringung wünschen«, so Norbert Schulte »dennoch können wir nicht ohne weiteres eine dritte Gruppe im Kindergarten Papenbrede einrichten. Dafür bekommen wir auf keinen Fall Zuschüsse.« Zwar hatte man bei der Stadt Salzkotten diesen erhöhten Bedarf für den Salzkottener Osten bis mindestens 2009 bereits erkannt, das Landesjugendamt sah das aber anders. Eine dritte Gruppe sei hier nicht notwendig.
Eine Gruppe im Salzkottener Westen zu schließen, um eine im Osten einzurichten, hält Norbert Schulte für eine ganz schlechte Lösung. »Damit hätten wir keine Chance mehr, den Bedarf für die unter Dreijährigen zu decken«, so Schulte, »wir brauchen alle Gruppen, um auch den ins Kindergartenalter hineinwachsenden Kindern einen Platz anbieten zu könne.« Eine Schließung würde das Problem nur verlagern. Überlegenswert sei aber, für das Jahr 2007 eine provisorische Gruppe für den Kindergarten Papenbrede zu beantragen, denn aufgrund der Bautätigkeit im Osten sei ein noch größeres Defizit zu erwarten. Räumlich sei die Unterbringung einer weiteren Gruppe möglich. Bevor der Antrag gestellt werden soll, will die Stadtverwaltung anhand der verkauften Bauplätze in der nächsten Woche die Zahlen zum tatsächlichen Bedarf ermitteln. Ein Antrag kann bis zum Herbst gestellt werden.
Einige Eltern aus dem Gebiet Papenbrede haben bereits offensichtlich einen anderen Platz für ihr Kind gefunden. Für diejenigen, die jetzt noch auf Kindergärten im Westen ausweichen müssen, hofft Schulte eine Lösung über Fahrgemeinschaften zu finden.
»Wir müssen versuchen, Mittel für eine provisorische Lösung zu bekommen«, so Diethelm Krause von der CDU. Und Ulrike Weißenborn von der SPD-Fraktion wies darauf hin, dass möglicherweise auch die Unterbringung bei einer Tagesmutter eine Alternative sein könnte. Davon stehen in Salzkotten reichlich Plätze zur Verfügung. Hier müssen sich die Eltern aber nach Auskunft von Norbert Schulte, auf monatliche Kosten je nach Ausrichtung in Höhe von 200 bis 400 Euro einstellen.

Artikel vom 06.04.2006