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Viehverwertungsgenossenschaft
Levern löst sich zum 30. Juni auf

Generalversammlung fasst einstimmigen Beschluss - Vermögen aufteilen

Levern/Lübbecke (WB). Ein Stück erfolgreicher Genossenschaftsgeschichte schrieb die traditionsreiche Viehverwertungsgenossenschaft für das Alte Amt Levern. Doch jetzt ist ihr Ende besiegelt.

Die Absicherung gegen Übervorteilung, Absatzmangel und schlechte Preise sowie vor allem auch der Wunsch der Bauern, nicht einigen wenigen Agenten beim Viehhandel ausgeliefert zu sein, veranlasste mehr als 100 Landwirte am 28. Dezember 1904, die Viehverwertungsgenossenschaft für den damaligen Amtsbezirk Levern zu gründen. Am Montagabend fassten 46 Mitglieder im Saal Reddehase den einstimmigen Beschluss zur Liquidation der Genossenschaft am 30. Juni.
Der Vorsitzende Friedrich Nobbe (Twiehausen) wies auf die vielfältigen Überlegungen von Vorstand und Aufsichtsrat hinsichtlich von Alternativen zur Auflösung hin. So habe man auch über die Bildung einer Stiftung nachgedacht. Vorstand und Aufsichtsrat seien übereinstimmend der Auffassung, vor allem aus wirtschaftlichen Gründen der Generalversammlung die Auflösung vorzuschlagen. Die Erträge aus Festgeld und Beteiligungen deckten nicht mehr die jährlich anfallenden Aufwendungen für den Verwaltungsaufwand einschließlich der Prüfungsgebühren.
Friedrich Nobbe bedankte sich bei Geschäftsführer Wilhelm Bischof (Levern) für die Erstellung der Gewinn- und Verlustrechnung, des Jahresabschlusses, der Bilanz und des Lageberichtes. Der Bilanzgewinn von 3 436,89 Euro wird der gesetzlichen Rücklage zugeführt.
Auch der Geschäftsführer unterstützte den Vorschlag, die Genossenschaftsarbeit zu beenden. Durch die wirtschaftliche Entwicklung in der Schlachtviehvermarktung werde inzwischen Sinn und Zweck der Genossenschaft nicht mehr erfüllt. Nach Übergang des Schlachtbetriebes an die Westfleisch 1961 sei bekanntlich ab 2002 auch der operative Geschäftsbetrieb an die Westfleich übertragen worden.
Zu Liquidatoren wählte die Versammlung Friedrich Nobbe, den stellvertretenden Vorsitzenden Reinhold Hegerfeld (Sundern) sowie Geschäftsführer Wilhelm Bischof. Als Gast erläuterte Direktor Melchers vom Genossenschaftsverband die gesetzlich vorgeschriebenen »Abwicklungsregularien«, die mit der unverzüglichen Übermittlung des Auflösungsbeschlusses an das Amtsgericht beginnen.
Entsprechend der gültigen Satzung wird das Vermögen der Genossenschaft an die Mitglieder zu gleichen Teilen aufgeteilt. Bei derzeit 168 Mitgliedern dürften dies, so sagte Melchers, etwa 550 Euro pro Mitglied abzüglich der Steuern sein. »Dennoch stimmen wir sicherlich alle mit Wehmut für die Auflösung der Genossenschaft, die wichtige Schrittmacherdienste bei der Vermarktung leistete«, so Friedrich Nobbe.
Dies wurde nicht nur bei der 100-jährigen Jubiläumsfeier am 4. März 2005 in der Festhalle hervorgehoben. Schon zum 75-jährigen Bestehen der Genossenschaft hatte der damalige Westfleisch-Geschäftsführer Dr. Trillhaas herausgestellt, dass den Grundstein für die Westfleisch und für die »Geschlachtetvermarktung« in Westfalen-Lippe die heimische Viehverwertungsgenossenschaft gelegt habe.

Artikel vom 06.04.2006