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Schlaglichter auf ein Jahrhundert

Schüler des Gymnasiums zeigen heute und morgen eine großartige Revue

Von Monika Schönfeld
(Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Hochgestellte Persönlichkeiten stoßen auf die Jahrtausendwende an, die mit einem Ball gefeiert wird. Mitten in die elitäre Gesellschaft stürzen Menschen mit Transparenten, singen die »Internationale« und fordern »Nieder mit dem Kapitalismus«. Das ist der Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland - gekennzeichnet von einer Kluft zwischen Arm und Reich. Die Theaterkurse der 9. und 10. Klassen des Gymnasiums laden für heute und morgen ab 20 Uhr zur Revue. »Das 20. Jahrhundert lebt«, heißt die Zeitreise durch 100 Jahre Deutschland.

Die Idee, das Jahrhundert in Schlaglichtern auferstehen zu lassen, hat Lehrerin Anke Rohde mit an die Schule gebracht. »Für mich ist das Spannendste, dass 100 Menschen gemeinsam an einem Projekt arbeiten«, sagt Anke Rohde. Inzwischen gebe es am Gymnasium die unterschiedlichsten künstlerischen Aktivitäten - wie zum Beispiel die Theaterkurse im 9. und 10. Jahrgang, aber auch Kunst-Arbeitsgemeinschaften oder jahrgangsübergreifende Musikgruppen wie die Schüler-Lehrer-Band, Orchester und Chor. Die individuellen Fähigkeiten und Kompetenzen bündelt die Revue im schauspielerischen, tänzerischen und musikalischen Bereich. In Markus Barlage und seinem 9-er-Theaterkurs hat Anke Rohde Mitstreiter gefunden.
Bei der Arbeit an der Revue haben die Schüler die neueste Geschichte auf gestalterischer Ebene erfahren. Um die zehn Szenen auszuwählen, in der jedes Jahrzehnt mit seinen Besonderheiten dargestellt wird, untersuchten die Schüler die gesellschaftspolitische Entwicklung anhand literarischer Texte, in der Geschichte des Tanzes, der Jugendbewegungen, der Kunst, der Mode und des Lebensgefühls der Menschen der Zeit.
Der Aufbruch ins 20. Jahrhundert, der Untergang der Titanic als Vorzeichen des drohenden Untergangs, Inflation, die goldenen 20-er Jahre, Aufstieg und Niedergang des NS-Regimes, Wirtschaftswunder, Mauerbau, Kniefall Brandts in Moskau, Ölkrise und Terrorismus, Disco-Fieber, Wiedervereinigung Deutschlands, Zeitalter von Handy, Computer und Internet - ein bewegtes Jahrhundert. Das wird von Filmsequenzen aus der Dokumentationsserie »100 Jahre« des ZDF, von Musik und einer Nachrichtensendung aus den 90-er Jahren begleitet.
»Das ist eine enorme Leistung«, bewerten Anke Rohde und Markus Barlage die Leistung der Schüler. Häufig gingen die Proben bis in den Abend oder die Schüler trafen sich am Wochenende. Der Bauhof hat die Bühne aufgebaut, die Hausmeister hatten jede Menge Mehrarbeit, der Förderverein sorgte dafür, dass Kostümverleih, Ton- und Lichttechnik bezahlt werden konnten. »Wir konnten die Bühne ja nicht die ganze Zeit stehen lassen. Uns fehlt einfach eine Aula«, sagt Barlage.
Der Eintritt zu den beiden Aufführungen ist frei. Allerdings müssen die letzten damit rechnen, dass sie eventuell keinen Sitzplatz bekommen.

Artikel vom 05.04.2006