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Nach Unfall: Auch Kreis
will mehr Sicherheit

Ampel, Blinklicht, Lotsen für Bielefelder Straße möglich

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). »Uns ist nicht egal, was da passiert ist. Wir werden etwas tun. Und zwar schnell.« Das erklärte Hans-Dieter Malsbender, Verkehrsdezernent des Kreises, gestern auf Nachfrage des WESTFALEN-BLATTes vor dem Hintergrund des tragischen Schulwegunfalls am Freitag auf dem Überweg an der Bielefelder Straße und der erneuten Forderung von Gemeinde und Eltern nach mehr Sicherheit an diesem Gefahrenpunkt (wir berichteten).

Der Unfall, bei dem sich ein 13-jähriger Schüler lebensgefährliche, ein 14-Jähriger schwere Verletzungen zugezogen hatte, war der schwerste von bisher mindestens vier registrierten seit Dezember 2003 - und er lässt nun auch den Kreis, also die anordnende Behörde für Maßnahmen auf der Landstraße, die Situation offenbar in einem anderen Licht betrachten. Ob es aber tatsächlich, wie so oft gefordert, eine Fußgängerampel sein wird, die auf Höhe der Kleeheide den Schulweg hunderter junger Steinhagener sicherer machen soll, das lässt Malsbender noch ausdrücklich offen.
Als »Ah Hoc«-Maßnahme hatte er gestern erst einmal die umgehende Installierung der interaktiven Displays an, die an der Querungshilfe schon häufiger - und nach den Erfahrungen des Kreises mit Erfolg - in Sachen Temporeduzierung im Einsatz waren. So schnell wie möglich will er Gemeinde, Kreispolizei und den Landesbetrieb Straßen als Straßenbaulastträger zum Gespräch über weitere Maßnahmen bitten. Eine Ampel ist, wie zuletzt gestern berichtet, aus Sicht von Eltern, Schulen und Gemeinde, die sogar die Kosten tragen will, die beste Sicherung. Aus Sicht des Verkehrsdezernenten ist sie das nicht unbedingt.
»Eine Ampel allein schützt noch nicht vor Schaden«, sagt Hans-Dieter Malsbender und verweist zum einen auf die hohe Zahl der Rotlichtverstöße im Kreis - allein an den beiden Blitzanlagen sind es mehr als 900 pro Jahr - und zum anderen auf das immense Tempo des Unfallverursachers. Der 22-jährige Renault-Fahrer sei mit 60 Stundenkilometern doppelt so schnell gewesen wie an dieser Stelle erlaubt: »Ob ihn ein Rotlicht gestoppt hätte?«
Malsbender hält andere Möglichkeiten, den Kreuzungspunkt zu entschärfen vielleicht noch sogar für effektiver: ein permanentes gelbes Blinklicht etwa oder den stationäre Einbau der Dialog-Displays, deren rote Leuchtschrift die Autofahrer zum Tempodrosseln mahnen. Am idealsten wäre überhaupt ein Schülerlotsen-Dienst, schlägt er im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT vor. Nicht nur, dass der Lotse - häufig Eltern oder Großeltern - eine Lücke im Verkehr abwarten müsse und den Weg der Schüler über die Straße mit der Kelle absichere: »Er kann die Kinder auch direkt auf ihr Verhalten ansprechen«, so Malsbender. So sei auch bei Jugendlichen durchaus Leichtsinn zu beobachten, gerade am Zebrastreifen, wenn der fließende Verkehr nicht abgewartet oder das Fahrrad, wie eigentlich vorgeschrieben, nicht geschoben werde. Permanente Aufklärungsarbeit sei gefragt.

Artikel vom 05.04.2006