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Die Gesamtschüler geben nicht auf

»Wir kämpfen für euch«: T-Shirts zur Abschiebung der Familie Mamedov

Von Moritz Winde
Bad Oeynhausen-Eidinghausen (WB). Die Gesamtschüler geben den Kampf um die Rückkehr der abgeschobenen Familie Mamedov nicht auf. T-Shirts mit dem Aufdruck »Wir kämpfen für euch« sollen dies zum Ausdruck bringen.

Die Idee zu dieser Aktion hatte der stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende Thomas Heilig. »Die Abschiebung dieser Familie nach Aserbaidschan ist in meinen Augen ein Drama und eine Ungerechtigkeit. Schließlich war sie in Deutschland bereits gut integriert«, sagte der 42-Jährige gestern dem WESTFALEN-BLATT. »Das Asylrecht sollte komplett überdacht werden.«
Seine beiden Kinder Deborah (17) und Marius (14), selbst befreundet mit Nigjar und Samir, haben ihren Vater von der Abschiebung und den geringen Chancen auf Rückkehr in Kenntnis gesetzt. »Mit den T-Shirts wollen wir der Öffentlichkeit jetzt zeigen, dass wir uns gegen diese Abschiebung wehren und dass wir nicht aufgeben werden«, sagte Thomas Heilig. Auf dem Pausenhof der Gesamtschule werden die Hemden ab heute für fünf Euro verkauft. »4,50 Euro kostet die Herstellung, die übrigen 50 Cent werden gespendet«, erklärte Heilig.
Nach Angaben von Klassenlehrerin Julia Harun gehe es der Familie Mamedov, die bei Verwandten in der Hauptstadt Aserbaidschans, Baku, untergebracht ist, von Tag zu Tag schlechter. »Ich habe am Montag mit Nigjar telefoniert. Sie ist todunglücklich«, berichtete Harun. Vor allem die finanzielle Lage sei äußerst problematisch. Das Geld reiche gerade so für die nötigsten Dinge zum Leben. 300 Dollar koste in Aserbaidschan das Schulgeld pro Kind. Undenkbar sei, diese Summe für die Familie aufzubringen. Aus großer Angst vor Repressalien traue sich die zum Christentum konvertierte Nigjar nicht auf die Straße. »Ich verschanze mich im Haus und lese in der Bibel«, sagte die junge Frau.

Artikel vom 05.04.2006