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»Verlies-Dealer« muss
15 Monate hinter Gitter

Schöffengericht verurteilt Russlanddeutschen (25)

Von Wolfgang Clemm
Herford (cl). Der April 2006 wird dem 25-jährigen Russlanddeutschen Theodor A. (Name geändert) noch lange als rabenschwarzer Monat im Gedächtnis bleiben: In der Nacht zum vergangenen Samstag wurde er in der Wohnung seiner heroinabhängigen Freundin (23) festgenommen, nachdem zwei Drogenabhängige geschnappt worden waren, die gerade bei dem Pärchen Heroin gekauft hatten (das HERFORDER KREISBLATT berichtete).

In einem gemauerten Verlies in der Wohnung waren mehr als 100 Gramm Heroin, Kokain, Bargeld und erhebliche Mengen Diebesgut (unter anderem Handys und Autoradios) gefunden worden, die wahrscheinlich als Bezahlung für Drogen entgegen genommen worden waren.
Das Paar wurde festgenommen und landete in Untersuchungshaft. Nach zwei Tagen in Brackwede war Theodor A. schon wieder in Herford, diesmal als Angeklagter vor dem Schöffengericht in einer anderen Sache: Für den Besitz und wahrscheinlichen Handel mit Heroin erhielt er auf Antrag von Staatsanwältin Anke Schnadt eine Freiheitsstrafe von 15 Monaten. Angesichts der jüngsten Entwicklung konnte auch Verteidiger Mario Prigge nicht mehr für eine Aussetzung zur Bewährung plädieren. Das jüngste Delikt wird dem Angeklagten aber mehr als nur einen Nachschlag eintragen.
Am 14. August 2005 war er Beifahrer im falschen Auto gewesen: Der Fahrer wurde wegen Unfallflucht gesucht, bei der Polizeikontrolle hatte Theodor A. vergeblich 32 Gramm Heroin aus dem Fahrzeug geworfen. Ein Handy und 255 Euro Dealgeld wurden von den Beamten eingezogen.
Eigentlich sollte der April einen ganz anderen Verlauf nehmen: Für das zweite Wochenende war schon ein Flugticket nach Odessa gebucht. Die Mutter des Angeklagten hatten etliche tausend Euro bezahlt, um den Sohn in einer zweiwöchigen (!) Radikal-Entzugskur von der Drogensucht zu heilen.
Ob dies nach jahrelangem Konsum mit zuletzt täglichen fünf Gramm Heroin überhaupt irgendeine Aussicht auf Erfolg gehabt hätte, wurde im Gerichtssaal allgemein bezweifelt. Auf jeden Fall ist das viele Geld jetzt auch weg.

Artikel vom 06.04.2006