05.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Steinhagener heizt Russen ein

Guido Stutzki exportiert erfolgreich moderne Wärmetechnik nach Moskau

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen (WB). »Ein langer Atem ist notwendig, wenn man Geschäfte mit Russland machen will«, sagt Guido Stutzki. Seit vielen Jahren ist der Steinhagener Unternehmensberater auf diesem Markt aktiv, seit sechs Monaten kann er als Geschäftsführer der Wesemann International GmbH kontinuierlich Aufträge verbuchen. Sein Geschäft: Heizhäuser.

Im Gegensatz zu den bekannteren Blockheizkraftwerken, die Wärme und Strom produzieren, liefern Heizhäuser nur Wärme. Und das ist vor allem im kalten Russland von Interesse. Die Firma Wesemann baut Großanlagen, die zwischen acht und 40 Megawatt liefern und damit mehrere tausend Haushalte heizen können. »Wie eine ausgelagerte Riesenheizung« funktioniere solch ein Heizhaus, erläutert Guido Stutzki. Es besteht aus bis zu drei Kesseln, Brennern, Pumpen, Ventilen, Schornstein, Technik und Armaturen und wird zumeist mit Gas befeuert. Das erwärmte Wasser zirkuliert dann im Rohrleitungssystem
»Durch die moderne westliche Technik können bis zu Dreiviertel der Primärenergiekosten gespart werden«, beschreibt Guido Stutzki den Nutzen für die Investoren. Seitdem das Staatsmonopol gebrochen ist, tummeln sich verschiedene Firmen auf dem Energiemarkt, teilweise als kommunale Eigenbetriebe oder Joint Ventures. Zudem sei Heizung in Russland durchaus ein Politikum. »Die Regierung hat den Anspruch, die Menschen mit Wärme zu versorgen. Und wenn mit Hilfe der deutschen Heizhäuser dabei noch Gas gespart werden kann, dann bleibt mehr für den lukrativen Export«, weiß Stutzki.
»Made in Germany« -Êund damit Wesemann International - ist dabei ein gern gesehener Handelspartner. Die Teile werden in Deutschland bei den verschiedenen Herstellern bestellt und nach Russland geliefert, dort bekommt eine russische Firma den Ausführungsauftrag. Der Beckumer Ewald Wesemann ist für den Vertrieb zuständig und in Moskau präsent. Am Steinhagener Firmensitz wickeln Guido Stutzki und Mitarbeiter Harald Godt den gesamten Export ab, koordinieren die Lieferung über Hersteller, Spedition und Großhändler. Beispielsweise nach Moskau oder nach Tjumen, der Universitätsstadt hinter dem Ural.
Bislang war Wesemann International vor allem in Lettland mit dem Heizhaus-Anlagenbau erfolgreich, nun kommen die russischen Städte Moskau und Tjumen hinzu. »In den ehemaligen GUS-Staaten, zu denen ja auch die baltischen Länder gehören, gibt es noch vergleichbare Normen und Richtlinien«, weiß Guido Stutzki. Dolmetscher helfen zudem bei Vertragsabschlüssen.
Der Handelsumsatz für ein Zwei-Kessel-Heizhaus von 7,5 Megawatt - »damit wäre die Uni Bielefeld zu heizen« - beläuft sich auf 250 000 Euro, beziffert Stutzki die Auftragsgrößen. Doch wer sich mit den russischen Gepflogenheiten nicht auskenne, der falle schnell auf die Nase. »Da kann dann der gesamte Ertrag über die Wupper gehen«, meint Stutzki und denkt beispielsweise an die wichtigen Zollformalitäten.
Wer sich nicht auskenne, gerate zudem leicht unter Zeitdruck. Und um dann noch im Plan zu bleiben, müsste viel »Handgeld« gezahlt werden. Bei den Endabnahmen der Anlagen sei es ebenfalls wichtig, die richtigen Leute zu kennen. »Und man muss auch einige Tricks kennen«, meint Stutzki. Etwa wissen, dass Russen gerne ihr Heizungswasser abzapfen, um mit dem warmen Wasser ihre Autos zu waschen. »Das bringt einen großen Wasserverlust im Heizsystem mit sich, daran muss man vorher denken«, berichtet er schmunzelnd.

Artikel vom 05.04.2006