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Grundschüler müssen frieren

Rege Diskussion im Schulausschuss: Probleme waren seit Monaten bekannt

Werther-Langenheide (dh). Im Sommer zu heiß und im Winter zu kalt: Nach dem Leserbrief einer besorgten Mutter, deren Kind im Klassenzimmer der Grundschule Langenheide frieren muss, hat sich am Montag im Schulausschuss die Politik mit den Temperaturen in der Einrichtung beschäftigt. Und die Diskussion zeigte: Die Probleme sind nicht neu.

Immer wieder hat sich Schulleiterin Marianne Frommberger an die Stadt gewandt mit dem Hinweis, in den Klassenzimmern sei es zu kalt, an den Fenstern ziehe es. Und nicht nur das: Bei besonders starkem Regen tropfe Wasser auf die Fensterbänke, bei starker Kälte bilde sich eine Eisschicht.
17 Grad sei es an solchen Tagen morgens um 9 Uhr kalt gewesen, bis 11 Uhr sei die Temperatur gerade einmal um ein bis zwei Grad gestiegen, erklärte Frommberger im Schulausschuss. »Montagsmorgens haben wir Heizlüfter aufgestellt«, so die Schulleiterin. Doch nicht nur die Kinder (vor allem in der Fensterreihe) haben die Schulbank stundenweise in Winterjacke gedrückt: Beim Elternabend durften Mütter und Väter selbst Erfahrung mit den Fenstern machen. »Es war ein deutlicher Windzug zu spüren - obwohl draußen kein Sturm war«, erklärte Volker Tarrach, zweiter Vorsitzender des Fördervereins.
»In diesem Jahr war die Kälte extrem«, sagte Marianne Frommberger gestern im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. »Draußen war es besonders lange kalt, und wir wurden von der Stadt angehalten, Energie zu sparen«, erklärt die Pädagogin. Denn: Die Grundschule Langenheide verbraucht doppelt so viel Energie wie die Grundschule Werther. Und das, obwohl sie mehr als halb so groß ist.
»Die Heizung ist abgängig«, betonte Heinrich Lohmann, technischer Leiter des städtischen Bauhofs. Für die Steuerungstechnik gebe es keine Ersatzteile mehr, mit gebrauchten Teilen habe man die Heizung zu Beginn des Winters nur mit Mühe und Not in Gang bekommen. Die Alufenster stammen laut Lohmann von 1972. Das Problem: Zwischen Innen- und Außenrahmen gebe es keine thermische Trennung. Die Dichtungen seien vor einem Jahr ausgetauscht worden, an Gummiprofile sei nicht heranzukommen. Montageschaum könnte aus Sicht des Bauhofchefs etwas helfen, die Erneuerung der Fenster hält er für überflüssig, da sie noch voll funktionsfähig seien. »Neue Fenster würden uns 100 000 Euro kosten«, schätzt Lohmann. Außerdem habe jeder ein anderes Kälteempfinden.
Mit Kopfschütteln reagierten viele Politiker auf die Diskussion: »Egal, welche Temperaturen die Stadt in der Schule misst: Die Kinder frieren, da gibt es nichts zu beschönigen«, stellte Karl-Hermann Grohnert (CDU) klar und erinnerte an eine Besichtigung der Turnhalle im Hochsommer: Damals konnte kein Sport stattfinden, weil die Heizung lief. »Der Hausmeister sagte uns: Die sei nicht abschaltbar«, so Grohnert.
»Die Diskussion verwundert mich«, musste auch Christopher Gess (Grüne) einräumen. »Warum sprechen wir erst jetzt über dieses Thema, wenn die Probleme schon seit Anfang des Winters bekannt sind? Wir haben doch gerade erst den Haushalt verabschiedet.«
Bürgermeisterin Marion Weike betonte, dass die Schule ihr Verbrauchsverhalten verändern müsse. Als sie nachmittags in Langenheide gewesen sei, seien die Heizungen in leeren Klassenzimmern »muckelig-warm« gewesen. Die Schulleiterin kann das nicht verstehen: »In den Klassenräumen sind doch gar keine Regler.«
Anfang Mai will der Schulausschuss die Grundschule Langenheide selbst unter die Lupe nehmen. Dann soll geklärt werden, was unternommen werden kann.

Artikel vom 05.04.2006