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»Der Verkehr schafft seine
eigene Realität«

Stadtring-Zukunft bleibt umstritten

Von Oliver Horst
Versmold (WB). Der Stadtring bleibt ein heißes Eisen. Die Grünen wollen das Straßenbauprojekt wie gestern berichtet am liebsten gar nicht -Ê wenn aber doch, dann nur in Gänze von Loxten nach Peckeloh realisiert sehen. Bei den Vorsitzenden der anderen vier Fraktionen im Stadtrat gibt es unterschiedliche Meinungen.

Einig sind sich die Fraktionschefs von CDU, SPD, FDP und UWG, dass der erste Bauabschnitt notwendig sei. Wie sich der Stadtring dann weiter entwickeln soll, da indes bestehen verschiedene Vorstellungen. Der VERSMOLDER ANZEIGER fragte nach.
»Unsere Position ist klar. Wir wollen von Abschnitt zu Abschnitt die Entwicklung betrachten und dann entscheiden. Denn der Verkehr schafft seine eigene Realität, die anders als Prognosen aussehen kann«, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Ulrich Wesolowski. In diesem Punkt lasse man sich nicht unter Druck setzen. Dieses Schritt-für-Schritt-Vorgehen habe auch nichts mit einem Spiel mit verdeckten Karten zu tun, weist er die Kritik der Grünen zurück.
»Der Stadtring muss nicht zwingend mit allen drei Abschnitten kommen. Wir wollen uns aber alle Optionen offenhalten«, sagt Wesolowski. Es gelte zudem, nicht nur die zahlenmäßige, sondern auch die qualitative Entlastung - Stichwort Schwerlastverkehr - zu betrachten. Sollte sich zeigen, dass der dritte Abschnitt durch Peckeloh -Ê»der uns allen Bauchschmerzen bereitet« -Ênotwendig sei, müssten Wege gesucht werden, um diesen Abschnitt möglichst verträglich zu realisieren.
Dass der Stadtring laut Verkehrsgutachten mit allen drei Abschnitten die volle Wirkung erzielt, sei allen klar, sagt Liane Fülling (SPD). »Es hat auch niemand bestritten, dass es am Ende drei Abschnitte werden können. Es spricht aber nichts dagegen, abschnittsweise vorzugehen -Êauch aus finanziellen Gründen.« Beim ersten Abschnitt habe man erfreulicherweise die optimale Verlängerung von der Rothenfelder Straße bis ins Industriegelände erreicht. Liane Fülling betont, dass es der SPD nicht darum gehe, den Problembereich Peckeloh jetzt auszusparen. »Dieser Aspekt wird auch noch in zehn Jahren schwierig sein.« Es mache aber keinen Sinn, jetzt mit den Bürgern auf der Grundlage eines Strichs auf dem Papier zu diskutieren. »Dafür muss die Planung detaillierter sein. Das hat sich auch im ersten Bauabschnitt gezeigt.«
Ulrike Poetter (FDP) bezeichnet die Argumentation der Grünen als »scheinheilig«. Ihre Fraktion favorisiere eine Lösung mit zwei Stadtring-Abschnitten bis zur Knetterhauser Straße. »Wir sind der Meinung, dass der dritte Abschnitt, der Peckeloh zerschneiden würde, nicht notwendig sein muss, wenn man andere Lösungen vorantreibt.« Die FDP sehe die Chance, durch Beschilderung den Verkehr auf der Knetterhauser Straße über Füchtorf abzuleiten.
Diese Überlegung teilt auch die UWG. Für Fraktionschef Thomas Floß kommt der zweite Abschnitt aber »nur mit einer Gesamtlösung in Frage«. Diese könne entweder eine gesicherte Verkehrsführung über die Knetterhauser Straße sein oder den Bau des dritten Stadtring-Abschnitts bis nach Peckeloh bedeuten. »Wenn wir über den zweiten Abschnitt entscheiden, müssen wir den Bürgern klar sagen, wie es weitergeht. Es macht jedenfalls keinen Sinn, den Verkehr dann über die Knetterhauser Straße wieder nach Versmold fließen zu lassen.«

Artikel vom 05.04.2006