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Aktiengeschäfte stehen
bei 17 Frauen hoch im Kurs

»Peckeloher Aktien-Damen« auf Börsenparkett aktiv

Versmold (igs). Ausgezeichnete Umsatzzahlen bei Unternehmen X, gute Entwicklungen an der Börse Y, die Verkaufspläne der Firma Z: 17 Versmolderinnen verfolgen das Börsengeschehen mit Argusaugen. Denn einmal im Monat wird das Restaurant Memic zum glatten Börsenparkett. Baisse, Hausse, KGV und Charge: Den »Peckeloher Aktien-Damen« macht so schnell niemand etwas vor.

»Kaufen wir noch mehr Gerry Weber?« - »Wie sieht es mit Wasseraktien aus?« - »Weiß jemand etwas über Cisco?«: Wie jetzt am Montag wird seit sechs Jahren regelmäßig angeregt debattiert, über den gemeinsamen An- und Verkauf von Aktien abgestimmt, die Entwicklung des Deutschen Aktienindex (DAX) beobachtet. Gemeinsam freuen sie sich, wenn Aktien gewinnbringend verkauft werden können, gemeinsam leiden sie, wenn der Aktienindex wegen negativer Unternehmensnachrichten nach unten zeigt.
Aktienclubs gibt es einige im Kreis: »Doch einen reinen Frauenclub gibt es im weiten Umkreis nur einmal - und zwar in Peckeloh«, sagt Manfred Kuhn von der Volksbank Peckeloh. Der Bank-Experte ist der einzige Mann im Kreis der börseninteressierten Frauen -Êdenn er hat die »Peckeloher Aktien-Damen« (PAD) damals aus dem »Effekten-Club Peckeloh« mit ins Leben gerufen.
11 000 Euro aus dem gewinnbringenden Verkauf von Allianz- und RWE-Anteilen in neue erfolgsversprechende Aktien investieren: Vor dieser Aufgabe standen die Frauen am Montag - dem Tag, an dem der DAX erstmals wieder die 6000er-Marke durchbrach. »Dass es um eine so große Summe geht, haben wir noch nie gehabt.« Und daher gab es auch reichlich Diskussionsbedarf: Wasseraktien oder Cisco? Gerry Weber oder Post? Perspektiven und Risiken wurden lebhaft diskutiert.
Dass der Aktienkurs nicht immer nach oben geht, haben die Frauen schon oft genug erlebt: Denn nach dem Boomjahr 2000, in dem der Damenclub ins Leben gerufen wurde, folgte eine schwere Zeit. »In der Spitze hatten wir 36 Prozent Verlust.« Jetzt fällt der Jahresrückblick besser aus: »Wir haben gut gewirtschaftet«, sagt Kuhn. »Wir haben nicht auf bessere Zeiten gewartet, sondern uns konsequent von Titeln getrennt.«
Die Aktien-Damen sind kein »elitäres Clübchen« -Êdas ist ihnen wichtig. Es sind Frauen, die mitten im Berufsleben stehen oder Rentnerin sind, Interesse am Börsengeschehen haben und gemeinsam Kaufentscheidungen fällen. Mit einer Einstiegssume und einem monatlichen Beitrag ist man dabei.
Dabei verlassen sich die Damen nicht unbedingt auf das, was Experten und Analysten empfehlen: »Wir treffen logische und unlogische Entscheidungen aus dem Bauch heraus. Damit haben wir den meisten Erfolg«, sagt Rabea Ott von der Volksbank Peckeloh, die gemeinsam mit Manfred Kuhn und Regina Strathkötter am Montag während der Jahreshauptversammlung als Geschäftsführung im Amt bestätigt wurden. Jetzt suchen die 17 Frauen drei neue Mitstreiterinnen, die sich mit ihnen über Gewinne freuen und Verluste ärgern wollen. Regelmäßig sind auch gemeinsame Touren geplant oder die Frauen fahren zu Hauptversammlungen von Aktiengesellschaften.
So wie im Moment kann sich der DAX nach Ansicht der Frauen ruhig weiterentwickeln. Dann passt auch ihr Schlachtruf wie die Faust aufs Auge: »PAD hoch!«

Artikel vom 05.04.2006