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Wirtschaftsmotor in Schwung bringen

Niedersächsischer Umweltminister Hans-Heinrich Sander referierte beim Handwerkertag

Holzminden (zim). Zum 56. Handwerkertag hatte die Kreishandwerkerschaft Holzminden in die Stadthalle in Holzminden eingeladen. Mit einem zünftigen Musikstück des Blasorchesters Original Concordia Albaxen, das bei der Veranstaltung für den musikalischen Rahmen sorgte, begann die Festkundgebung.

Der stellvertretende Kreishandwerksmeister Uwe Hinz berichtete in seine Eröffnungsrede unter anderem über die schlechte konjunkturelle Situation des Handwerks im Landkreis Holzminden, die von rückläufigen Umsätzen und sinkenden Beschäftigungszahlen geprägt sei. Insgesamt stellten Ich-AGs und Billiganbieter aus dem Ausland bei der Arbeitsmarktsituation aufgrund des Wettbewerbsdruckes erhebliche Risikofaktoren dar. »In den vergangenen sieben Jahren haben wir rund 1,5 Millionen Beschäftigte im Bereich des Handwerks verloren, allein im Jahr 2005 waren es 140 000 weitere«, veranschaulichte Uwe Hinz. Besonders ernüchternd sei die Situation in der Wirtschaftsregion Weserbergland, dem Bezirk der Agentur für Arbeit Hameln, der die Landkreise Schaumburg, Hameln-Pyrmont und Holzminden umfasst, denn in der Region seien innerhalb der vergangenen zehn Jahre etwa 16 000 Arbeitsplätze verloren gegangen. Eine überdurchschnittliche Arbeitslosenquote, die hohe Zahl an Insolvenzen und infrastrukturelle Probleme zeigten, dass man im Weserbergland noch nicht von einer Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft geworden sei. »Das Handwerk aber mit seinen 880 000 Betrieben und rund fünf Millionen Beschäftigten ist und kann nach wie vor der Motor der Wirtschaft sein. Dieser Motor muss wieder in Schwung gebracht werden«, meinte er.
Die Bestrebungen der Bundesregierung, die deutsche Wirtschaft wieder zu verbessern, bewertete er in ihren Ansätzen durchaus als positiv, gab aber auch zu bedenken, dass die zum 1. Januar 2007 geplante Mehrwertsteuererhöhung von 16 auf 19 Prozent alle Absichten von konjunktureller Belebung zerstöre.
Landespolitisch gesehen habe sich etwa im Bereich des Bürokratieabbaus und der Neuverschuldung jedoch einiges verbessert, zog er eine positive Bilanz für Niedersachsen.
Zum Thema »Energie- und Umweltpolitik als Chancen für das Handwerk« referierte Hans-Heinrich Sander, niedersächsischer Umweltminister. Er betonte die Aspekte der Versorgungssicherheit und der Preisgünstigkeit, denn man dürfe sich im Bereich der Energielieferung nicht von politisch instabilen Regionen abhängig machen. 75 bis 80 Prozent des deutschen Energiebedarfs würden momentan über Importe gedeckt, und es sei wichtig, diese Abhängigkeit durch einen Energiemix von fossilen Energieträgern, Kernenergie und erneuerbaren Energien zu vermindern. »Für die weitere Nutzung der Kernenergie gibt es keine realistische Alternative, denn die Versorgungssicherheit muss oberste Priorität genießen«, lautete seine Meinung. Biogasanlagen bildeten beispielsweise eine wichtige Perspektive, in der gute Ansätze jedoch noch ausgeweitet werden müssten.
Insgesamt seien die erneuerbaren Energien also durchaus eine Chance für das Handwerk, jedoch müsse man auch Probleme bezüglich der Wirtschaftlichkeit bedenken. Gerade Bäcker, Brauer, Keramiker und Textilreiniger seien etwa wegen der hohen Energiekostenanteilen von den Energiepreisanstiegen betroffen.
Eine ökologische Steuerreform führe zu einer Diskriminierung des kleinbetrieblichen Wirtschaftsbereiches Handwerk, was die neue Bundesregierung schnellstmöglich beenden müsse.
Jürgen Herbst, Präsident der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen, ehrte die Jubilare und führte die Jungmeisterinnen und -meister ein. Ehrungen wurden für 25 und 40 Jahre Betriebstreue sowie 25, 40 und 50 Jahre Meisterjubiläum verliehen. Die Jungmeisterinnen und -meister Michael Orts, Dietmar Zumwinkel, Sara Panah Pouri, Marc Heller, Michael Meier, Adem Kilinc, Daniel Kott, Marc Schmidt, Karsten Jünke und Tobias Meyer erhielten den Meisterbrief.
Anschließend verlieh Landrat Walter Waske den mit 2500 Euro dotierten Stiftungspreis der Otto Künnecke-Stiftung an Benjamin Schaper aus Hehlen, der seine Ausbildung bei Lücke Dach und Wand in Bodenwerder absolviert und am 10. Mai seine Meisterprüfung als Dachdeckermeister abgelegt hat.
Bei der Freisprechung der Lehrlinge wurden als Prüfungsbeste Alexander Speerschneider aus dem Ausbildungsbetrieb Bertram Elektrotechnik, Bevern, Marcel Bonhage vom Ausbildungsbetrieb Franz Just, Metall- und Stahlbau, Holzminden, und Waldemar Unrau vom Ausbildungsbetrieb FAA Bildungsgesellschaft Niedersachsen GmbH, Holzminden, geehrt.
Uwe Hinz bat die Ausbildungsbetriebe, auch in Zukunft, jungen Menschen eine berufliche Perspektive zu eröffnen, denn in dieser Beziehung habe das Handwerk immer eine Vorbildfunktion eingenommen.

Artikel vom 05.04.2006