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»Große Klasse«
im Schulmuseum

Lesung mit Elisabeth Stiemert

Von Mathis Vogel (Text und Foto)
Hiddenhausen-Schweicheln-Bermbeck (HK). Der Michael vermisst nach der Turnstunde sein neues, grünes Fahrrad mit dem hellbraunen Sattel. Wo kann es nur sein? Überall wird danach gesucht und der kleine Michael ist schon ganz traurig.

Da fällt der Lehrerin ein, dass es morgens regnete und Michael deshalb mit dem Auto zu Schule gebracht wurde. Da war Michaels Welt wieder in Ordnung und auch die vieler Kinder, die am Sonntag in der Museumsschule Schweicheln den Geschichten von Elisabeth Stiemert lauschten.
Groß und Klein kauerte auf den alten Holzbänken, in die viele der großen »Schulkinder« das letzte mal vor 50 Jahren gepasst haben mögen. Beinahe bis zur letzten Bank war der Klassenraum gefüllt als Elisabeth Stiemert, jahrelang selbst als Lehrerin tätig, begann, aus ihren Büchern zu lesen.
Geschichten aus dem Schulalltag, so wie sie sie selbst erlebt hatte. Und so war mit der Lehrerin in ihren Geschichten auch stets sie selbst gemeint. Noch bis 1992 unterrichtete die gebürtige Prenzlauerin. Für ihre Bücher wurde sie unter anderem mit dem »White Raven« der Internationalen Jugendbibliothek München ausgezeichnet. Ihr Buch »Große Klasse«, aus dem sie zuerst las, wurde sogar ins Japanische übersetzt - auch wenn im Land der aufgehenden Sonne wohl niemand Lemgo kennt, wo die Schule liegt, um die sich die Geschichten in diesem Buch drehen. Elisabeth Stiemert verriet auch eine Besonderheit, die ihr auf Lesereisen in Ostwestfalen passiert. Dann begegnet sie gelegentlich einem Kind im Publikum, das Sohn oder Tochter einer Figur der »Große nKlasse« sein könnte.
Alle Geschichten in diesem Buch sind nicht erfunden und handeln von ehemaligen Schülern Stiemerts. So sei eines Tages ein Junge in einer Schule mit hochrotem Kopf zu ihr gekommen, mit dem Buch unter dem Arm und habe gesagt: »Da ist mein Papa drin!«.
Mit vielen weiteren amüsanten Anekdoten aus dem Schulalltag lockerte Stiemert ihre Lesung immer wieder auf und fesselte ihr Publikum sogleich wieder mit einer Geschichte. Ob ihre Schüler ihr damals je so gebannt zugehört haben wie die Besucher der Museumsschule, darf aber bezweifelt werden.

Artikel vom 04.04.2006