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Erste Babyklappe im Kreis
am St. Ansgar Krankenhaus

Initiative will Projekt bis zum Herbst umsetzen

Von Michael Robrecht
Höxter (WB). Der Kreis Höxter bekommt sein erstes Babyfenster. Das St. Ansgar Krankenhaus in Höxter hat sich bereit erklärt, eine Babyklappe noch in diesem Jahr einzurichten. Das ist das Ergebnis eines Gespräches zwischen Krankenhausleitung und einer Initiative aus Caritas, Diakonie, CDL und Frauen-Union.

»Ich freue mich, dass wir das Hilfsangebot, das es in Paderborn gegenüber des St. Vincenz-Krankenhauses schon vier Jahre gibt, auch im Kreis Höxter anbieten können«, sagte CDL-Kreisvorsitzende Margareta Knoke (Brakel). Wie im Dezember 2005 und im Februar exklusiv im WESTFALEN-BLATT berichtet, wird am Höxteraner Krankenhaus an einem vom Publikumsverkehr unberührten Ort die Klappe installiert. Ein Förderverein, der in den kommenden Wochen gegründet werden soll (vielleicht auch eine Kooperation mit dem Moses Babyfenster-Verein Paderborn), werde die laufenden Kosten über Spenden zusammenbringen, kündigten Margareta Knoke und Ortrud Stellmann an. 1400 Euro fallen pro Jahr an, so die Schätzung.
Während des »Rundes Tisches Babyklappe« im Krankenhaus Höxter fand der Vorschlag, das Babyfenster, in das in Not geratenen Mütter ihre neu geborenen Kinder legen können, am St. Nikolai-Altenheim mitten in Höxters Innenstadt einzurichten, keine große Zustimmung. »Den genauen Standort am Krankenhaus bestimmen wir demnächst bei einer Ortsbesichtigung«, kündigte Dr. Martin Meyer, Verwaltungschef von St. Ansgar, an »Wir unterstützen die Idee des Babyfensters. Wir sehen eine Verpflichtung, Frauen einen Ausweg anzubieten«, erklärte Meyer gegenüber dem WESTFALEN-BLATT. Die Baukosten in Höxter würden aber nicht einmal zehn Prozent der 140 000 Euro, die die Paderborner für ihr Fenster bezahlt haben, betragen, klärte Dr. Meyer auf. In der zweiten Jahreshälfte'06 soll die Klappe dann bereits eingeweiht werden.
Der Förderverein will nach Installierung des Fensters auch Informationsmaterial drucken lassen. Auch muss die Klappe am Krankenhaus gut ausgeschildert werden. Ferner werden Spenden gesammelt. Für den Förderverein soll eine möglichst breite Unterstützung aus Wohlfahrtsverbänden, Vereinen und Einzelpersonen gefunden werden: »Jeder ist willkommen mitzuhelfen«, sagte Marga Knoke. Der Förderverein werde als Betreiber auftreten, das Krankenhaus als Kooperationspartner.
Die zuständigen Chefärzte Prof. Dr. Werner Bader (Gynäkologie/Geburtshilfe) und Dr. Volker Klimpel (Kinderklinik) sind in die Planungen mit eingebunden und haben das Projekt seit der ersten Versammlung der Initiative im Dezember in Brakel voll unterstützt. Margareta Knoke dankte ausdrücklich dem WESTFALEN-BLATT für seine von Anfang an aufmunternde Berichterstattung: »Die mehrfache Vorstellung der sensiblen Thematik in der Öffentlichkeit hat nicht unwesentlich dazu beigetragen, im Kreis Höxter so viel Zustimmung und offene Türen zum Bau einer Babyklappe zu bekommen«, sagte Frau Knoke.
Im thematischen Zusammenhang mit dem Fenster steht auch eine Podiumsdiskussion Anfang Juni, in dem die Initiative mit Vertretern aus Politik, Ärzteschaft und Wohlfahrtsverbänden in Brakel über die »Anonyme Geburt« und ihre noch fehlende rechtliche Absicherung diskutieren will. Nach den jüngsten Funden von Babyleichen sei eine rechtliche Klärung, dass Krankenhäuser die »Anonyme Geburt« betreuen dürfen, dringend geboten, so die CdL.

Artikel vom 06.04.2006