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Kirchhoff: Kalintas im Nacken

Vor dem Derby-Knaller: SC Verls zweiter Torwart wieder spielberechtigt

Verl (cas). »Zuhause gewinnen, auswärts einen Punkt holen. Das müsste reichen, um aufzusteigen.« Eine Standardaussage von Mario Ermisch, die SC Verls Trainer schon seit Monaten zu gegebenen Anlässen nur allzu gern wiederholt.

Seine Schützlinge holten zwar am Sonntag den geforderten Auswärtspunkt, doch so richtig zufrieden konnte Ermisch nach dem 2:2 bei Arminia Bielefeld II natürlich nicht sein. »Wir haben aus einem 0:1 ein 2:1 gemacht. Dann darf man sich so ein Match eigentlich nicht mehr aus der Hand nehmen lassen«, bedauerte der Coach, dass nach dem Überraschungs-Doppelschlag der beiden »jungen Wilden« (Krause und Schmidtgal) fast postwendend der Ausgleich fiel. Ein wirklich blöder Treffer, der klar auf Marco Kirchhoffs Torwart-Kappe ging.
Spannende Frage nun: Wird am Sonntag beim Derby gegen den FC Gütersloh 2000 Fatih Kalintas zwischen den Verler Pfosten stehen? Der »kleine Riese« erschien vorgestern noch einmal in Zivilkleidung im Brackweder Stadion und freute sich: »Ab morgen bin endlich wieder spielberechtigt. Dann greife ich an!«
Zur Erinnerung: Beim Auswärtsmatch »auf Schalke« - Kalintas Saison-Premiere - hatte der bis dahin fehlerlos haltende und nur 1,75 m große Keeper nach einem höchst umstrittenen Foul die rote Karte kassiert. Das Strafmaß fiel sehr hart und überzogen aus: Vier Wochen Sperre. »Wäre Fatih Profi-Fußballer, hätte er eine Woche später schon wieder gespielt«, kommentierte damals Mario Ermisch mit spitzer Zunge.
Die Entscheidung in Hinblick auf das Derby dürfte dem Trainer sicherlich nicht leicht fallen. Vor so einem Patzer, der Kirchhoff gegen Arminia II passierte, ist zwar kein Torwart gefeit. Und wegen nur eines Schnitzers fliegt man nicht gleich aus dem Team. Doch Kirchhoff verriet zuletzt auch Schwächen im Strafraum, die Ermisch jetzt sicherlich ins Grübeln geraten lassen.
Andererseits: Marco Kirchhoff die alleinige Schuld an dem verpassten Derby-Sieg zu geben, wäre auch nicht ganz fair. Denn im Anschluss an das 2:2 hatten seine Vorderleute noch genügend Zeit und Chancen, die drei Punkte mitzunehmen. Die hätten indes auch die Arminen gern für sich beansprucht. »Heute war mehr drin für uns - Verl ist keine Übermannschaft«, meinte der überragende Marcel Leenemann.
Vom Tabellenführer hatte auch ein kleiner Pressekonferenz-Gast mehr erwartet. »Was haben Sie denn Ihrer Mannschaft in der Pause gesagt«, wollte der kesse Julian, Sohn des Radio-Reporters Patrick Fitzer, von Mario Ermisch wissen. Der fragte grinsend zurück: »Was hättest Du ihnen denn gesagt?« Julians Return: »Dass sie mehr kämpfen und besser spielen sollen.« Ermisch nickte: »Genau das habe ich ihnen gesagt.«
Doch trotz der Leistungssteigerung musste der SCV am Ende mit dem einen Zähler zufrieden sein. Vielleicht mit unangenehmen Folgen: Borussia Dortmund, ein Spiel weniger als Verl, kann nach Punkten aufschließen und aufgrund der besseren Tordifferenz sogar an den Ostwestfalen vorbei ziehen. Ermisch bleibt aber wie gewohnt cool: »Wir schauen nur auf uns.«

Artikel vom 04.04.2006