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Verrückte Welt
in Kuckucksheim

Theatergruppe spielt flotte Komödie

Von Jörn Petring (Text und Foto)
Hiddenhausen-Eilshausen (HK). Keine neuen Zuschauerrekorde konnte die Theatergruppe Südlengern mit ihrer Komödie »Der König von Kuckucksheim« brechen. Ganz anders als bei vorherigen Auftritten in Kirchlengern und Bünde - dort sorgten die 13 Akteure schon bei zahlreichen Aufführungen für ausverkaufte Säle -, war im evangelischen Gemeindezentrum Eilshausen nur die Hälfte der Plätze besetzt.

Trotz magerer Zuschauerkulisse schwang auch Kuckucksheims Bürgermeister Oswald König, gespielt von Erwin Scheiding, sein Zepter energisch. Doch der Regent der kleinen Gemeinde im Landkreis »Südkönig-Lengern« hat es schon nicht leicht: Seit zwölf Jahren »regiert« Oswald König als Bürgermeister mit ruhiger Hand, jetzt stehen Kommunalwahlen an, die dem »König von Kuckucksheim« jede Menge Ärger einbringen könnten. Alles wäre halb so wild, wäre da nicht seine Lebensgefährtin Eva Böhm, die das Hausfrauendasein satt hat und sich Kurzerhand als Gegenkandidatin aufstellen lässt.
Eine politische Kontroverse am Küchentisch bricht los. Zum Schreien komisch, staffierte Regisseurin Inge Serwattka alle Darsteller des Stückes mit Charakterzügen aus, die bei der Kollision viele Fragen aufwarfen: Wie übersteht Baulöwe Ferdinand Koopkorn (Klaus Nordsiek) den nächsten Bauskandal? Gelingt es Oswalds Tochter Bianca, sich an den Jungredakteur Thomas ranzuschmeißen und gleichzeitig weder Vater noch Ersatzmutter Eva bei der Wahl zu behindern? Das perfekte Chaos beginnt.
So flogen nicht nur im Hause König gewaltig die Fetzen, sondern auch im Wahlkampf. Kurzerhand wird die Rose zur Rebellin und stellt die politische Welt in Kuckucksheim auf den Kopf. Da wollen auch andere ein Wörtchen mitreden. Zum Beispiel Hausdrache Mathilde (Ingrid Emter), die Mutter von Oswald König, der die politischen Mauscheleien nur recht sein können, um sich auch im Privatleben endlich der unliebsamen Schwiegertochter zu entledigen.
Mit herzhaft übertriebenen Charakteren gelingt es dem begabten Autor Willi Fleddermann, der schon mit einer ganzen Reihe von Eigenproduktionen in seiner Heimat Südlengern für Begeisterung sorgen konnte, ein Stück voller politischem Zynismus auf die Beine zu stellen, das vom Publikum nur noch mit leidenschaftlichem Applaus bedacht werden konnte.

Artikel vom 04.04.2006