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Nationaltrainer des
Iran nur am 1. April

»Verrückter« Doug Spradley der Erfolgsgarant

Von Elmar Neumann
Paderborn (WV). 1994 war Doug Spradleys Anteil am ersten Paderborner Aufstieg ins Oberhaus noch an Zahlen festzumachen. Mit 24,18 Punkten pro Partie glänzte der Vorzeige-Flügel als Topscorer unter den Rotsaertschen Meister-Mannen. Zwölf Jahre später sind es Worte, die die Bedeutung des Trainers Spradley ins rechte Licht rücken.

»Er ist der entscheidende Faktor«, sagt Baskets-Ehrenpräsident Willy Cremers. »Doug bringt alle Fähigkeiten mit, die einen großen Trainer ausmachen«, fügt Dr. Nima Mehrdadi hinzu. Kein Wunder also, dass der Deutsch-Iraner und Sportdirektor der Schröno Baskets nur an einem 1. April - wie am Samstag - gerne verkündet, dem Erfolgscoach einen Job auf der Trainerbank der iranischen Nationalmannschaft besorgt zu haben.
Vier Spielzeiten (1992 bis 1995 und 2000/2001) gab der 39-Jährige für die Baskets auf dem Feld das Beste. Seit fünf Jahren trainiert er die heutigen Schrönos, zunächst in der Funktion als Sportdirektor, jetzt als lizenzierter Coach. Mit dem 93:91-Sieg in Göttingen feierte Spradley den (vorerst) bedeutendsten Triumph in seiner Karriere am Spielfeldrand, doch in der Stunde des größten Erfolges erinnerte er sich auch an das dunkelste Kapitel der Vereinsgeschichte. »Gleich in meinem ersten Jahr als Trainer drohte den Baskets die Pleite. Da habe ich mich natürlich schon gefragt: Doug, hast du die richtige Entscheidung getroffen?«
»Doug, du hast«, heißt es nicht erst nach seinem zweiten Meisterstück in Göttingen. Unabhängig davon, dass der Trainer Spradley in der Sporthalle des Felix-Klein-Gymnasiums wesentlich mehr leiden musste als der Spieler Spradley, der zwölf Jahre zuvor 36 der 119 Paderborner Punkte (Endstand 119:101) erzielte: »Damals hatte ich alles in meiner Hand, konnte im Spiel selbst Akzente setzen. Als Coach sind mir dagegen die Hände gebunden. Diesmal musste ich hoffen, dass andere auf dem Feld die richtigen Entscheidungen treffen und das war für mich wesentlich anstrengender.«
Die Art, die Spieler zu motivieren, ihnen das nötige Selbstbewusstsein einzuflößen - all das, sagt Spradley, habe er sich zu Forbo- und teamwork-Zeiten von seinem ehemaligen Trainer Werner Rotsaert abgeschaut. Auch deshalb hält Ehrenpräsident Willy Cremers den Deutsch-Amerikaner »für einen Verrückten wie Rotsaert«, aber zu viele Parallelen zu seinem exzentrischen Vorgänger sollen sich nicht zeichnen lassen. Ein vorzeitiges »Aus« in der ersten Liga (der Belgier verabschiedete sich 1995 nach vier Niederlagen in der Abstiegsrunde) muss sein Ex-Schützling nicht haben. In den kommenden Tagen will er damit beginnen, eine Mannschaft zusammenzustellen, die in der BBL eine gute Rolle spielt und vielleicht sogar über die kommende Saison hinaus seinen Job sichert, denn mit dem Posten des iranischen Nationaltrainers liebäugelt Doug Spradley nur an einem 1. April.

Artikel vom 04.04.2006