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»byPack« Jörding
beantragt Insolvenz

Sanierung des Möbelproduzenten angestrebt

Von Volker Zeiger
Enger (EA). Das auf Schranksysteme spezialisierte Unternehmen »byPack« hat beim Amtsgericht Bielefeld Insolvenz beantragt. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Dr. Hartmut Stange aus Bielefeld.

Firmeninhaber Heinz Jörding (71) hatte den Beschäftigten den Gang zum Amtsgericht am vergangenen Freitag während einer Belegschaftsversammlung mitgeteilt. Gestern übernahm Dr. Hartmut Stange die Geschäfte. Eröffnet werde das Verfahren »frühestens am 1. Juni«, sagte der Rechtsanwalt. »Die Gehälter für die drei Monate bis dahin sind gesichert«, sagte Stange auf Anfrage des ENGERSCHEN ANZEIGERS.
Er sicherte zu, dass im gewohnten Umfang weiter gearbeitet werde. Geplant sei, die Fertigung über eine Vertriebsgesellschaft im kleineren Rahmen wieder »anzuschieben«. Betroffen sind von der Insolvenz an den beiden Firmenstandorten Enger (Meller Straße) und in Spenge im Industriegebiet Wallenbrück zwischen 60 und 65 Mitarbeiter. Möglich sei, dass künftig nur noch an einem Standort gearbeitet werde.
Ulrich Girnus, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Herford, äußerte gestern die Befürchtung, dass eine Fortführung sehr schwer sei. Die rückläufige Auftragslage ist laut Stange Grund der beantragten Insolvenz. ByPack lieferte ins angrenzende Holland, nach Belgien und in einen kleinen Teil der Bundesrepublik. Stange: »Es gelang nicht, den deutschen Markt zu gewinnen«.
Heinz Jörding hatte das Unternehmen aus Altersgründen an die K + M Möbel AG verkauft, dieser Konzern meldete 2003 Konkurs an. Zum 1. Januar 2004 kaufte Jörding die von seinem Vater Wilhelm Jörding gegründete Möbelfirma zurück. »27 Monate haben meine Mitarbeiter und ich versucht, das unter der Regie der K + M Möbel AG gestrandete byPack-Schiff wieder flott zu bekommen«, sagte Jörding gestern. Wegen neuerlicher drastischer Umsatz- und Gewinneinbrüche sei das nicht gelungen. 2004 sei »byPack« am Markt praktisch gar nicht existent gewesen. Es seien neue Schranktypen entwickelt und Preiszugeständnisse gemacht worden. Das wiederum habe es erschwert, auf absehbare Zeit in die Gewinnzone zu kommen.
Kritik übt Jörding am deutschen Arbeitsrecht. Dieses habe es geradezu unmöglich gemacht, unter Belastungen ein Unternehmen aus der Krise zu führen. »Aufgrund der notwendigen personellen Anpassungen« seien gut 50 Arbeitsgerichtsprozesse mit einem Kostenaufwand von 1,5 bis 1,6 Millionen Euro zu verkraften gewesen. Die Wahrscheinlichkeit, dass »im Laufe des Jahres weitere 400 000 Euro« aus zum Teil nicht abgeschlossenen Prozessen aus der Insolvenz unter der K + M-Zeit hinzukommen, sei sehr groß. Er sehe daher keine Chance mehr, das Unternehmen weiterzuführen.

Artikel vom 04.04.2006