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TSC fleht um
letzte Chance

Kreisvorstand erwägt Ausschluss

Von Jürgen Drüke
Sportkreis Höxter (WB). Die Verfolgungsjagd des Schiedsrichters Helge Heinemann (das WB berichtete in der Montags-Ausgabe, 2. April) sorgte gestern für rege Aktivitäten, Telefonate und Gespräche. Wichtigste Nachricht: Der Kreisvorstand hat inzwischen grünes Licht vom Westdeutschen Fußballverband erhalten, dass die A-Ligaspiele mit Beteiligung des TSC Steinheim sofort vom Spielplan abgesetzt werden können. Das bestätigte Kreisvorsitzender Hermann-Josef Koch auf Anfrage des WESTFALEN-BLATTS.

Hintergrund dafür sind nicht die Vorfälle während der A-Ligapartie TSC Steinheim - SV Bredenborn (5:5) mit den vier Platzverweisen gegen TSC-Akteure, sondern in erster Linie die anschließende Verfolgungsjagd zwischen Bergheim und Oeynhausen. Schiedsrichter Helge Heinemann wurde auf der Heimfahrt überholt, ausgebremst und konnte soeben einen Auffahrunfall verhindern. Ein türkischer Spieler des TSC wurde als Fahrzeughalter des Pkw ermittelt, der nach Lage der Dinge den Unfall provozieren wollte.
»Ich möchte noch eine Nacht über die Angelegenheit schlafen«, so Kreisvorsitzender Hermann-Josef Koch gestern gegenüber dem WB. Koch stellte aber noch einmal heraus: »Mit einer einstweiligen Verfügung können wir den TSC umgehend aus dem Spielbetrieb nehmen. Wir tragen uns ernsthaft mit dem Gedanken.« Ob das Meisterschaftsspiel des TSC am Sonntag gegen Rolfzen/Sommersell ausgetragen wird, steht damit noch nicht fest.
Gestern Mittag fand sich dann auch der erste Vorsitzende des TSC Steinheim, Orhan Özcelik, beim Kreisvorsitzenden in Bad Driburg zum Gespräch ein und entschuldigte sich für seine Spieler nach den unrühmlichen Vorkommnissen am Freitagabend. »Es würden Akteure mit sofortiger Wirkung aus dem Verein geschmissen. Das hat mir der erste Vorsitzende versichert,« so Koch. Mit dem Abstieg aus der A-Liga habe sich der Verein inzwischen eh abgefunden. »Auf jeden Fall werde es nach Lage der Dinge Mitte oder spätestens Ende nächster Woche eine Sitzung der Kreisspruchkammer zu den Vorfällen in Steinheim geben«, führte der Kreisvorsitzende weiter aus. Ein früherer Termin sei leider nicht möglich.
»Kein Unparteiischer war am vergangenen Sonntag bereit, die Partie TSC gegen Ottbergen zu leiten«, erklärte Kreisschiedsrichterobmann Michael Lockstedt und begründete damit die kurzfristige Absetzung des Meisterschaftsspiels. »Bis Mittwoch werden wir uns dann entschieden haben, ob von uns noch Spielleiter für den TSC abgestellt werden.« Lockstedt kann sich aber durchaus auch vorstellen, dass der Westdeutsche Verband demnächst für Referees mit TSC-Teilnahme sorgt.
Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass der türkische Verein weiterhin am Spielbetrieb teilnehmen darf. »Wir haben uns mit Bayram Tasci und Ünal Bozkurt von zwei Akteuren getrennt«, stellte Mehmet Cetinkaya, zweiter Vorsitzender des TSC und übrigens selbst Schiedsrichter, auf WB-Anfrage fest. »Wir als Verein können nichts dafür, dass Helge Heinemann auf der Heimfahrt verfolgt wurde«, distanzierte sich Cetinkaya von der vermeintlichen Tat eines Einzelnen aus seinem Verein. Dann sein eindringlicher Appell an den Kreisvorstand Höxter: »Wir flehen um unsere letzte Chance! Wir wollen dabei bleiben.«

Artikel vom 04.04.2006