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Italienische Nacht wegen Umsatzmangels abgesagt

Organisatoren machen frühe Sperrzeit verantwortlich

Von Thomas Hochstätter
Bad Oeynhausen (WB). Kein Familiennachmittag, keine Lampionfahrt, kein Höhenfeuerwerk: Zur 20. Italienischen Nacht hat der Bürgermeister noch die Geburtstagstorte angeschnitten. In diesem Jahr soll die Traditionsveranstaltung am Werster Werreufer ausfallen. Dafür machen die Organisatoren die Stadtverwaltung verantwortlich.
Veranstalter Michael Krüger macht der Stadtverwaltung Vorwürfe.
Der Höhepunkt: Um diese Lampionfahrt gut sehen zu können, stehen am Samstagabend jedes Jahr hunderte von Festbesuchern auf der Werster Werrebrücke. Fotos: WB-Archiv

Im vergangenen Jahr drängelten sich am letzten Augustwochenende mehr als 5 000 Besucher an Bierständen und Bratwurstbuden. Dennoch ist den Veranstaltern um Michael Krüger die erneute Ausrichtung 2006 zu riskant. »Die Stadt hat uns die umsatzstarken Nachtstunden genommen«, schimpft Krüger. Um Mitternacht schon müsse die Musik abgedreht werden. Das bringe das Fest zum Erliegen. »Mindestens bis 1.30 oder noch besser 2 Uhr müsste bei uns jedoch Betrieb sein, um auch einen Gewinn zu erwirtschaften.« In all den Jahren habe man noch keine Miesen gemacht. Nun bestehe aber die Gefahr, und das wolle man nicht auf sich nehmen.
Hinter der Italienischen Nacht stehen der Kanuverein Oeynhausen und die Turngemeinde Werste mit mehr als 100 freiwilligen Helfern. Und die haben nicht zum ersten Mal Sorgen mit ihrer Veranstaltung: Nach einer Massenschlägerei unter Besuchern im Jahr 2002 waren die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt worden. Vorplätze und Umgebung wurden zuletzt von einer mobilen Polizeistation überwacht, und es gab umfangreiche Taschenkontrollen.
Die von Michael Krüger kritisierten schärferen Sperrzeitregeln für Freiluftveranstaltungen waren in Bad Oeynhausen erstmals 2004 angewandt worden. Seitdem hält das Ordnungsamt die Organisatoren an, gegen Mitternacht die Musik abzudrehen und gegen 1 Uhr langsam zum Ende zu kommen. Diese Richtlinie, die nur eine Landesvorgabe in Ortsrecht umsetze, schaffe für Veranstalter wie ruhebedürftige Anlieger gleichermaßen Verlässlichkeit, heißt es dazu.
»Ärger mit Nachbarn hatten wir in Werste ja nie«, behauptet jedoch Michael Krüger, »und früher haben wir sogar bis halb vier gefeiert.« Wenn man keine Aufweichung der frühen Sperrstunde erreiche, werde es auch 2007 keine Italienische Nacht geben können. »Die Leute gehen immer später auf solche Feste, und sie wollen auch ihr Geld später ausgeben. Aber dann muss bei uns ja schon das Licht aus sein.«
Er könne die Schwierigkeiten der Werster nachvollziehen, sagt Michael Gronau. Denn auch der Veranstalter der Innenstadtfete weiß: »Der größte Teil des Umsatzes wird in den späten Stunden gemacht.« Sicherlich würden ein oder eineinhalb Stunden mehr einem Veranstalter sehr helfen. Bei der Innenstadtfete gelte jedoch schon seit Jahr und Tag: keine Party mehr nach Mitternacht.
Michael Krüger sagt, er wolle sich mit den Veranstaltern der großen Feste in Bad Oeynhausen an einen Tisch setzen. Er nannte noch Rehmer Markt, Wulferdingsener Markt, Parklichter und Neustädter Schützenfest. »Denn so geht es nicht weiter!«
Bürgermeister Klaus Mueller-Zahlmann sagte dem WESTFALEN-BLATT am Montag, er wundere sich über die Begründung der Absage. »Die Veranstalter der Italienischen Nacht sind in diesem Jahr noch nicht auf die Stadtverwaltung zugekommen. Einen Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung gibt es nicht.« Offenbar sei die Absage der Italienischen Nacht also vorab beschlossen gewesen. Gleichwohl stehe er weiter für ein Gespräch zur Verfügung.

Artikel vom 04.04.2006