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Viel Platz für Lebensqualität

Betreuung und Einrichtung auf Bedürfnisse Demenzkranker abgestimmt

Versmold (igs). Helle und freundliche Zimmer und Flure, keine dunklen Ecken, ein gelungenes Zusammenspiel aus Licht und Grün: Was wohl jeder als schön empfindet, ist für Demenzkranke besonders wichtig. Das Katharina-von-Bora-Haus hat die Begleiterscheinungen der Demenzerkrankung bei seinen Planungen in den Mittelpunkt gestellt.
Drei Wohngruppen für jeweils zwölf Personen sind in Regie des Planungsbüros Wrede und Stückemann in dem Erweiterungsbau entstanden. Er wurde unter ganz speziellen baulichen Kriterien errichtet, der den Bewohnern bestmögliche Lebensqualität bieten soll: Genügend Bewegungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten für die individuellen Bedürfnisse der Bewohner und für Gruppenangebote. Gute Lichtverhältnisse, die Schaffung eines speziellen Orientierungs- und Leitsystems, eine wohnliche Gestaltung der Aufenthaltsbereiche standen unter anderem im Fokus. Ein Lichthof, der im Erdgeschoss mit viel Grün gestaltet ist, bietet die Möglichkeit zu einem »Umlauf« ohne dunkle Ecken und Sackgassen - denn mit einer Demenzerkrankung ist häufig nicht nur Orientierungs- und Gedächtnisverlust verbunden, sondern auch Bewegungsdrang.
Architekt Ekkehard Stückemann und Landschaftsarchitektin Ute Wrede haben die Bedürfnisse der künftigen Bewohner auch an weiteren Stellen berücksichtigt: ein heller Wintergarten wurde geschaffen, der »Vier-Jahreszeiten«-Garten auf 1000 Quadratmetern wird neben der achtförmigen Wegeführung in der wärmeren Jahreszeit zu einem kleinen, grünen Paradies werden, das das ganze Jahr über etwas bietet: Mit vielen Blumen und alten Obstbäumen. Auch Getreidesorten, die heute nicht mehr angebaut werden, und beispielsweise eine Vogelvoliere oder Kaninchen sollen hier ihren Platz finden.
»Nostalgiepunkte« werden im Inneren geschaffen -Êganz im Stil der 50er Jahre, die den Demenzkranken Vertrautes aus ihrer eigenen Vergangenheit bieten -Êetwa eine alte Standuhr, ein Kachelofen und eine altes Radio. »Mobiliar aus der Erinnerungswelt der Bewohner«, sagt Hartmut Fromme.
Ein beliebtes Plätzchen dürfte besonders der Kachelofen werden, den Ofenbauer Frank Uffmann in einer Ecke des Lichthofes geschaffen hat. Die Holzbank bietet die Möglichkeit, sich zu setzen und mit der wohligen Wärme im Rücken zu entspannen. »Beheizt wird er nicht mit Holz, sondern mit Wasser«, erläutert der Ofenfachmann aus Borgholzhausen. Denn der Kachelofen ist an die Zentralheizung des Katharina-von-Bora-Hauses angeschlossen. »Ideal, wenn man keine Möglichkeit oder Zeit hat, Holz zu bevorraten.« So könne gemütliche Strahlungswärme auch ohne Holz und Co. ins Haus geholt werden.
Nicht nur die Inneneinrichtung, auch das von einer Arbeitsgruppe des Seniorenheims entwickelte Betreuungskonzept ist ganz auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt: Neben der so genannten Milieutherapie sollen den Bewohnern spezielle Orientierungshilfen im Tagesablauf geboten werden, der im Rahmen der Biografiearbeit individuell erfasst wird.

Artikel vom 07.04.2006