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Wird es jetzt
noch eng?

Die Talfahrt des SC Paderborn

Von Peter Klute
Paderborn (WV). Als Pressesprecher Matthias Hack die Trainer Marcel Koller und Jos Luhukay nach dem 1:3 des SC Paderborn 07 gegen den VfL Bochum zur Pressekonferenz begrüßte, erlosch das Licht. Offizielle und Journalisten saßen einen Moment im Dunkeln. Nur ein unglücklicher Zufall oder eine Szene mit Symbolkraft?

Fakt ist, die Tendenz spricht gegen den SCP, obwohl der immer noch bester Aufsteiger der Liga ist. Während der Sportliche Leiter Günther Rybarczyk schon vergangene Woche gewarnt hatte (»Wir dürfen uns bloß nicht zu sicher sein«), geben sich Trainer und Spieler allergrößte Mühe, jede Art von Schwäche zu verbergen. Angst vor einer Zitterpartie: Nein, nein, wir doch nicht. Luhukay wiederholte sich auch nach der dritten Niederlage in Folge und dem sechsten Spiel ohne Sieg: »Ich habe schon vor Wochen betont, dass von Platz drei bis 14 alles möglich ist.« Dem hatte er am Freitagabend nichts hinzuzufügen. Auf die Frage, ob es auch noch tiefer als 14, sprich auf einen Abstiegsplatz, gehen könne, antwortete er erst entschieden: »Nein.« Sekunden später korrigierte er sich: »Ich hoffe nicht.«
Die Leistung gegen den Aufstiegsfavoriten bedeutete eine erhebliche Steigerung gegenüber den vergangenen Wochen und der Holländer hat Recht, wenn er sagt: »Gegen Bochum kann man verlieren, wir können trotzdem viel Positives aus diesem Spiel ziehen.«
Die nackten Zahlen allerdings lassen weniger Gutes erahnen. Dabei hatte der SC Paderborn am Sonntag noch Glück, dass es von Rang sieben nur auf zehn runterging, der Fall hätte auch noch zwei Plätze tiefer sein können.
Entscheidend sind aber die Punkte und der Abstand zu Rang 15. Nach dem 3:0-Sieg am 19. Februar gegen Rostock (dem bis heute letzten Dreier) war der SCP Vierter, hatte nur einen Zähler Rückstand auf einen Aufstiegsplatz und 16 Punkte Vorsprung bis zum ersten Abstiegsplatz. Jetzt ist er Zehnter (vorausgesetzt, 1860 München hat gestern nicht in Aachen gewonnen), hat zehn Punkte Rückstand auf den Dritten Cottbus und nur noch sieben mehr als der Viertletzte Offenbach.
Zweistellig (17.) stand der Neuling bisher nur am ersten Spieltag. Der Blick geht längst nach unten, sechs Runden vor Schluss kann es richtig eng werden. Paderborns Nachteil: Die anderen Mannschaften in der unteren Region kämpfen seit Wochen um den Klassenerhalt, der SCP hatte den Ligaverbleib innerlich schon abgehakt.
Nur elf und damit acht Punkte weniger als in den ersten elf Spielen der Hinrunde stehen in der Rückrunde auf dem Konto. Auffällig ist: Es gab je vier Niederlagen. Doch während in 2005 sechs Siege und ein Remis zu Buche standen, sind es im neuen Jahr bis dato nur zwei Dreier und fünf Unentschieden. Gegen Bochum vergaben Kapitän René Müller und Co. den dritten Matchball zum Erreichen der 40 Punkte-Marke. Das Restprogramm mit vier Auswärts- und nur zwei Heimspielen macht nicht gerade Mut. Sonntag geht's zunächst zur besten Heimmannschaft nach Freiburg.
Kritik zu üben, wäre unfair: Die Mannschaft hat Großartiges geleistet, der Sportlichen Leitung waren finanziell die Hände gebunden, das Risiko des kleines Kaders nicht gewollt, die Ausfälle nicht planbar. Bei einem Abstieg interessiert das allerdings keinen und es würde nicht mehr so schnell hell wie am Freitagabend.

Artikel vom 04.04.2006