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Programm vom Feinsten

150 Mitwirkende beim großen »Pro Musica«-Musikschulkonzert

Lübbecke (WB). Drei Stunden Programm mit Tanz, klassischer Musik, Pop, Jazz und Gospel, 150 Mitwirkende als Solisten oder Ensembles und eine rappelvolle Stadthalle: das Musikschulkonzert von »Pro Musica« am Sonntag war schon etwas ganz Besonderes.

Jörg Seyffarth, Vorsitzender von »Pro Musica«, freute sich, so viele Zuhörer (darunter auch Bürgermeisterin Susanne Lindemann) begrüßen zu können: »Nach ÝLübbecke tischt aufÜ heißt es nun: ÝLübbecke spielt aufÜ« verkündete er launig, schlug dann aber wieder ernstere Töne an, als er auf die Streichung der Zuschüsse durch die Stadt Lübbecke hinwies. Um eine maßvolle Erhöhung der Unterrichtsentgelte werde man nun wohl kaum herumkommen, doch es sei wichtig, dass der Musikunterricht auch weiter für jeden erschwinglich bleibe: »Musikunterricht ist kein Luxus.«
Wie erfolgreich musikalische Talente bei »Pro Musica« gefördert werden, und wie gut das Miteinander in den vielen Ensembles funktioniert, davon konnten sich die Zuhörer dann gleich selbst überzeugen, denn auf sie wartete ein abwechslungsreiches Programm.
Den Anfang machten die Kinder aus der Musikalischen Früherziehung, die Tänze aufführten, in denen es um die vier Jahreszeiten ging. Leicht und spielerisch ging es weiter: Der Blockflötenspielkreis spielte ein volkstümliches Lied aus Brasilien, die »Netten Klarinetten« vier Stücke von J. Shekov. Danach interpretierte das Akkordeon-Blockflötenquartett (Franziska Buckentin, Sophie-Charlott Gräber, Vera Augusiak, Lara Dehne), Sieger des diesjährigen Volksbank-Wettbewerbes, einen »Tango« von Jean Kleeb.
Mit der Kammermusikgruppe des Blockflötenspielkreises wurde es klassisch: Sie trugen das zehnstimmige »Capriccio Fugato« von Domenico Scarlatti vor, und in ihrem Flötenspiel erinnerte nichts mehr an das Gequietsche, das fast jeder irgendwann in Kindertagen einmal selbst produziert hat. Das Saxofonquartett (Corinna Hartmann, Lydia Redekop, Maike Laß und Rebecca Wehling) bewies, dass das Saxofon nicht nur für Jazzmusik taugt, und bot eine ungewöhnliche Interpretation von Brahms' Ungarischem Tanz Nr. 5. Hanna Braun, Stipendiatin der Sparkassenstiftung, spielte den hochdramatischen 3. Satz aus der Sonate e-moll, op. 38, von Johannes Brahms, und die junge Sopranistin Annika Griese, begleitet von Viktoria Dietz am Klavier, sang strahlend schön zwei Mozart-Arien. Mit Simon Obermeier (Klavier) und Esther-Rabea Schnepel (Violine) präsentierten sich nun zwei sehr junge Preisträger von »Jugend musiziert« dem Publikum: Sie brachten das Finale aus Dvoraks Sonatine op. 100 zu Gehör, und ihr einfühlsamer und reifer Vortrag begeisterte.
Eine Klasse für sich war aber das vielfach ausgezeichnete Quintett, das nach der Pause seinen letzten gemeinsamen Auftritt hatte: Hanna Penner (Violine), Ferdows Ahmad (Violine), Mirjam Braun (Viola), Hanna Braun (Violoncello) und Stefan Penner (Klavier), die ihre überaus erfolgreiche Ensemblearbeit aus beruflichen Gründen nicht fortsetzen können, spielten zum Abschied noch einmal das Allegro aus dem Klavierquintett op. 44 von Robert Schumann und ernteten dafür den dankbaren Applaus des Publikums, das damit ihrem großen Können den verdienten Respekt zollte.
Doch bevor die Stimmung allzu gedrückt wurde, betrat die Blowband die Bühne und eroberte mit ihrem frischen Auftreten und eingängigen Melodien die Herzen der Zuhörer. Gleich darauf brachte das Percussionsensemble »abundele«, unterstützt von Sabine Braun (Querflöte) und David Kaiser (Klavier), karibisches Flair in die Stadthalle; und Yvonne Telgheder sowie Julia Kühn und Svenja Otte lieferten vielversprechende Kostproben ihres Talents im Bereich des Pop- und Jazzgesanges ab. Mit dem Auftritt des Gospelchors »S(w)ing and praise« unter Leitung von Pit Witt endete das Musikschulkonzert.
Nach einem solchen Programm dürften alle - die Mitwirkenden genau wie die Zuhörer - am Ende erschöpft gewesen sein. Aber mindestens genauso glücklich, denn was wäre das Leben ohne Musik? Und was wäre Lübbecke ohne »Pro Musica«? Cornelia Müller

Artikel vom 04.04.2006