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Wurlitzer schließt Werk in Levern

Verlegung nach Hüllhorst - Umzug in vollem Gange - Verhandlungen über Sozialpläne

Von Mchael Nichau und Dieter Wehbrink
Stemwede-Levern/Hüllhorst
(WB). Eine »Betriebsverlagerung« nimmt die Deutsche Wurlitzer vor. Nach Informationen dieser Zeitung wird das Werk in Levern geschlossen und nach Hüllhorst verlegt. Die Geschäftsführung des Automaten-Herstellers war gestern zu keiner Stellungnahme bereit.

»Kein Kommentar« hieß es von der Assistentin des Geschäftsführers.
Eine Verlagerung des Firmensitzes nach Hüllhorst bestätigte Siegfried Tüte, Sekretär der Industriegewerkschaft Metall aus Minden. »Es laufen Planungen oder Überlegungen, das Werk in Levern zu schließen. Inwieweit das abgeschlossen ist, weiß ich nicht. Es ist noch nicht zu erkennen, wo der Zug hinfahren wird.« Aus gut unterrichteten Kreisen hieß es, erste Leverner Abteilungen seien bereits nach Hüllhorst verlegt worden - der Umzug laufe auf Hochtouren.
Der Betriebsrat mit dem Vorsitzenden Reinhard Hülsmann an der Spitze stehe in Verhandlungen mit der Firmenleitung, berichtete Siegfried Tüte. Dabei gehe es um die Aufstellung eines Sozialplanes. Ob es im Zusammenhang mit der Verlegung des Werkes nach Hüllhorst zu Entlassungen komme, wisse er nicht, so Tüte.
Betroffen von der Werksverlegung sind etwa 40 Beschäftigte. Es werde an Interessenausgleich und Sozialplan gearbeitet. Das könne noch etwa drei Wochen dauern.
Dass das Werk schon innerhalb der nächsten zwei Wochen geschlossen werde, bezeichnete Betriebsratsvorsitzender Reinhard Hülsmann als »absoluten Blödsinn«. Er war aber zu keiner weiteren Stellungnahme bereit.
In der Region betreibt die Deutsche Wurlitzer die Werke in Hüllhorst und Levern. In Hüllhorst ist die Automatenherstellung angesiedelt. Im Werk Levern werden - laut Informationen von der Internetseite der Firma - die bekannten Musikboxen hergestellt.
Ein Grund für die mögliche Verlagerung des Werkes seien - nach Ansicht von Gewerkschaftssekretär Tüte - wohl Einbrüche auf dem Automatenmarkt. »Das macht auch Wurlitzer zu schaffen«, betonte er. Bereits im vergangenen Jahr habe es bei Wurlitzer einige Entlassungen gegeben, bestätigte Tüte.
Die Firma Wurlitzer wurde 1960 in Hüllhorst gegründet. 1974 entstand das Werk in Levern. Seit 1985 gehört die Deutsche Wurlitzer der australischen Gesellschaft »Nelson Group of Companies«. Vertriebsgesellschaften sorgen für eine Exportquote von 70 Prozent, wie auf der Internetseite der Firma zu erfahren ist.
Besorgt über die Entwicklung zeigte sich gestern Stemwedes Bürgermeister Ekkehardt Stauss. »Ich bin bislang noch nicht von Wurlitzer über Schließungspläne informiert worden«, sagte er der STEWMEDER ZEITUNG. »Ich werde mich mit der Firma unverzüglich in Verbindung setzen.
Eine drohende Werksschließung in Levern sei eine bedauerliche Situation. »Das bedeutet für Stemwede einen erneuten Rückschlag in unseren Bemühungen, Arbeitsplätze in der Gemeinde zu erhalten oder anzusiedeln«, sagte der Bürgermeister.
Dennoch zeigte sich das Gemeindeoberhaupt zuversichtlich, dass für das Wurlitzer-Gebäude andere Investoren - und somit potenzielle Arbeitgeber - gefunden werden könnten. Stauss: »Die Räumlichkeiten sind baulich in Schuss.«

Artikel vom 01.04.2006