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»Zum Sieg geqält«

TuS Nettelstedt steuert die Vizemeisterschaft an

Nettelstedt (Les). In der Handball-Frauen-Regionalliga deutet viel darauf hin, dass der TuS Nettelstedt zum Saisonschluss als Vizemeister grüßt. Ein Titel, für den man sich zwar nichts kaufen kann, der aber gut für die Motivation für die nächste Saison sein dürfte. Der einfach nur gut tut.

Denn am Samstagnachmittag bezwang der TuS Nettelstedt auch den nächsten Verfolger, die HG LTG/HTV Remscheid mit 33:27 (13:11). Sichere Sache? Nein, nicht unbedingt. Denn beim Stande von 28:26 musste TuS-Trainer Thorsten »Jerry« Meyer um seine Ladys noch erheblich fürchten. Und nach dem Schlusspfiff machte er auch mit mehr als gereizten Stimmbändern seinem Unmut kräftig Luft. »Wir hatten doch eine wirklich starke Deckung. Aus dem Spiel heraus ist nichts passiert. Und trotzdem 27 Gegentore. Wir haben uns die Dinger doch nur mit Kontern eingefangen. Ich habe keine Stimme mehr, weil ich mich darüber so aufrege. Die haben sich doch bewegt wie 50-Jährige!«
Na ja, nicht ganz. Gleichwohl hatte der TuS-Coach Recht mit dem ersten Teil seiner Feststellung. Tatsächlich konnte er bis zur 58. Minute nie so recht durchatmen. Denn im zweiten Durchgang drückten die Gäste mächtig auf die Tube, beantworteten jedes schwer erkämpfte TuS-Tor - eine in der zweiten Spielhälfte bärenstarke Gabriela Köhler-Korandova ackerte und rackerte enorm, erzielte all ihre neun Treffer in Halbzeit zwei - sofort mit der schnellen Mitte. Gift für die TuS-Damen, die immer wieder nur die Hacken von Hümme, Hannemann und Pielke sahen.
Und auf der Bank tobte Jerry Meyer wie weiland ein gewisses Rumpelstilzchen in gleichnamigem Märchen: »Macht doch nach der Mitte ein Foul, riskiert die zwei Minuten. Aber lasst die doch nicht mehr sofort zum Tor!«
Während natürlich sein Gegenüber Jörg Freund seine Mädel immer mehr anstachelte: » Los, macht Tempo! Immer wieder schnelle Mitte!«
So ließen es die Gäste einfach nicht zu, dass sich der Hausherr auf den zu Beginn der zweiten Spielhälfte erworbenen Lorbeeren ausruhen konnten. Denn direkt nch Wiederanpfiff stellten die Nettelstedter Frauen den hebel der Weiche auf Richtung Sieg. Eine gut haltende Christina Süß im Tor, eine bewegliche Abwehr und ein ideenreicher Angriff hatten dafür gesorgt, dass aus dem 13:11-Pausenstand ein vorentscheidendes 18:11 wurde. Eine Sieggarantie war das natürlich nicht. Denn die Gäste aus Remscheid steckten nie auf, verkürzten den Abstand immer wieder bis auf drei (21:18, 25:22) oder sogar wie beim 28:26 auf zwei Treffer.
Letztlich aber können nur Konter und schnelle Mitten eben doch kein Spiel entscheiden. Und als Janine Böhmer das 31:26 markierte, waren nur noch eineinhalb Minuten zu spielen. Offermanns 31:27 beantworteten schließlich noch Kottkamp und Antal mit dem 33:27.
Und wenn Jerry Meyer sich auch nach dem Schlusspfiff nur schwer beruhigen konnte (»Wir haben uns heute zum Sieg geqüält!«) - in der Kabine bei seinen Damen schlug er schon wieder moderatere Töne an, die schließlich darin gipfelten, dass er seinen Frauen für den Dienstagabend trainingsfrei gab. »Die Mädel haben gut gearbeitet. Das haben sie mal verdient. Normalerweise kann uns den dritten Platz keiner mehr nehmen und mit ein bisschen Glück werden wir tatsächlich Zweiter.«
Torfolge: 0:1, 2:1, 2:4, 3:4, 3:5, 4:5, 4:6, 6:6, 6:7, 11:7, 11:8, 12:8, 12:11, 13:11 - Halbzeit - 18:11, 18:13, 19:13, 19:14, 21:14, 21:18, 22:18, 22:19, 24:19, 24:20, 25:20, 25:22, 26:22, 26:23, 27:23, 27:25, 28:25, 28:26, 31:26, 31:27, 33:27
TuS Nettelstedt: Süß, Zillmer; Benstein (2), Schewtschenko (9/3), Gebhardt, Kottkamp (3), Antal (5), Köhler-Korandova (9), Altvater (1), Balsmayer, Böhmer (4).

Artikel vom 03.04.2006