01.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

St. Johannis in Vlotho
blickt nach Herford

Reformierte Gemeinden: Verbindung als eine Option

Von Jürgen Gebhard (Text)
und Oliver Schwabe (Fotomontage)
Vlotho/Herford (HK). Die Gemeinden im evangelischen Kirchenkreis sollten, um sich einen eigenen Pfarrer leisten zu können, etwa 2500 Seelen haben und mit Zuweisungen von 55,35 Euro pro Gemeindeglied auskommen. Die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde St. Johannis Vlotho hat (bei einer Zwei-Drittel-Stelle des Pfarrers) 850 Seelen und erhält jährlich 47 900 Euro Zuschuss.

Die Gemeinde muss also neue Wege beschreiten, um auch in Zukunft bestehen zu können. Etwa 50 Personen sprachen jetzt in konstruktiver Atmosphäre über die Alternativen. »Den Druck spüren wir als kleine reformierte Gemeinde schon lange«, sagte Pfarrer Winfried Reuter nach der Versammlung, »zum Glück müssen wir uns heute noch nicht auf die eine oder auf die andere Alternative festlegen.« Welcher Weg einmal eingeschlagen werde, sei noch völlig offen.
Als Sofortmaßnahme verständigte man sich darauf, einen Förderverein zu gründen - mit 2000 bis 4000 Euro zusätzlich zu erzielenden Einnahmen wäre ein solcher Verein nur ein kleiner Schritt in Richtung Zukunftsfähigkeit.
Große Schritte sind gefragt. Am wenigstens wahrscheinlich sei das Zusammengehen mit einer der lutherischen Nachbargemeinden Vlothos. Die Befürchtung, St. Johannis als kleinere Gemeinde werde geschluckt, sei verbreitet.
Eher denkbar sei eine pfarramtliche Verbindung mit einer der drei anderen reformierten Gemeinden in Ostwestfalen (Minden, Herford, Bielefeld). Ein möglicher Zusammenschlusses mit der Herforder Petri-Gemeinde (1800 Seelen) sei bereits Thema eines Gesprächs im Landeskirchenamt Bielefeld gewesen und sei grundsätzlich auch möglich. Einziger Fehler aus Vlothoer Sicht: Pfarrer Reuter müsste seine Stelle aufgeben, für St. Johannis wäre dann eventuell ein Pfarrer im Entsendungsdienst (Beispiel Wehrendorf) zuständig.
»Nach zwölf Jahren würde ich sehr ungern gehen, wir haben eine aktive Gemeinde, ein sehr gutes Presbyterium und das Miteinander der Kollegen ist gut«, sagt Reuter. Ein solcher Schritt wäre für ihn und seine Familie allerdings keine persönliche Katastrophe, denn die Kirche als Arbeitgeber müsste ihm eine neue Aufgabe geben.
Auch ein anderer Weg würde erhebliche Zugeständnisse des Pfarrers voraussetzen: Die Zwei-Drittel-Stelle in der Gemeinde (plus ein Drittel Kurseelsorge Bad Oeynhausen) könnte er auf insgesamt 50 Prozent reduzieren, um so den Zuschussbedarf auf etwa 35 000 Euro zu verringern.
»Ich würde das machen, wenn dann wirklich für 10 bis 15 Jahre Ruhe wäre«, sagt der Gemeindepfarrer. Nach Aussage des Kreiskirchenamtes sei das jedoch fraglich.
Weitere 15 000 Euro ließen sich einsparen, wenn die Arbeit der Küsterin, die demnächst in den Ruhestand gehen wird, durch Ehrenamtliche übernommen würde. Darüber hinaus gebe es kaum Möglichkeiten, Kosten zu senken.

Artikel vom 01.04.2006