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Seit 50 Jahren gute Seele der Firma

Ehemalige Personalchefin Edith Büttemeyer (69) hilft noch gern bei Niemöller & Abel aus

Von Dieter Wehbrink
Destel (WB). Eigentlich könnte sich Edith Büttemeyer längst zur Ruhe setzen - immerhin wird die Destelerin am 28. Mai schon 70 Jahre alt. Doch wenn es an der Wohnungstür im Desteler Ortfort Nr. 14 klingelt und Näherinnen der Firma Niemöller & Abel ihre frühere Chefin um Hilfe bitten, dann ist Edith Büttemeyer immer noch gern gern zur Stelle.

Am 9. März feierte sie ihr 50-jähriges Arbeitsjubiläum bei Niemöller & Abel, dem bekannten Gütersloher Hersteller für Berufsbekleidung, der in Destel seit 1956 einen Zweigbetrieb unterhält.
Weit hat es Edith Büttemeyer nicht, wenn sie in »ihrer« Firma aushelfen will. Die Werkshalle befindet sich direkt neben ihrem Wohnhaus. Nur ein paar Schritte durch den Garten, die Werkstür öffnen - und schon ist die Destelern an ihrer vertrauten Wirkungsstätte, deren 50-jährige Erfolgsgeschichte sie vom ersten Tag an maßgeblich mitprägte. »Arbeit bringt mir Entspannung und Freude«, sagt die 69-jährige, die sich immer noch gern hinter die Nähmaschine setzt. Heute fertigt der Spezialist Niemöller & Abel in Destel überwiegend Einsatzjacken für Sanitäter, Rotes Kreuz, Malteser-Hilfswerk oder auch Polizeiwesten. In Spitzenzeiten der deutschen Textilindustrie war die Destelerin am Ortfort Chefin von mehr als 60 Frauen, die sie zum Teil auch selbst angeworben und eingestellt hat. Heute arbeiten noch sieben Frauen in der Näherei.
Edith Büttemeyer ist mit Leib und Seele Schneiderin - ein Beruf, den auch ihr Vater Heinrich Heitmeier ausübte. Beim Vater und bei Willi Püffke in Lashorst erlernte sie den Beruf der Herrenschneiderin. »Damals war noch Handarbeit gefragt«, erzählt die Destelerin. »Es galt, Maß zu nehmen, Stoffe zuzuschneiden und daraus einen Anzug zu nähen.«
In den 50er Jahren stand dann plötzlich Ekkehard Niemöller, der heutige Seniorchef des Unternehmens, vor der Tür von Heitmeiers Betrieb. »Wir fanden damals keine Näherinnen im Kreis Gütersloh, weil uns Großfirmen wie Bertelsmann und Miele die Frauen buchstäblich vor der Nase wegschnappten«, sagte Seniorchef Niemöller in einer Feierstunde zu Ehren der Jubilarin (siehe Bericht auf dieser Seite).
Heitmeier und der Gütersloher verstanden sich auf Anhieb. Die Zusammenarbeit begann 1956, die Räume wurden von Niemöller & Abel zunächst angemietet. Die junge Edith stand ihrem Vater bereits beratend zur Seite, denn sie war am Stammsitz des Unternehmens in Gütersloh vor allem mit Maschinen vertraut gemacht worden, die mehr und mehr Einzug in die Näherei hielten.
In all den Jahren hat sich zwischen Edith Büttemeyer, ihrem inzwischen verstorbenen Ehemann Karl-Heinz und den Niemöllers eine Freundschaft entwickelt. Die Gütersloher Unternehmerfamilie würdigte das Arbeitsjubiläum ihrer treuen Mitarbeiterin mit einer Feierstunde (siehe Bericht auf dieser Seite). »Ich bin der Firma sehr dankbar, dass ich schon so lange im Betrieb arbeiten konnte. Ich hatte immer ein tolles Verhältnis zu Ekkekard Niemöller, seiner Frau Amelie und ihren Kindern, die ich alle aufwachsen sah«, erzählt die Destelerin.
Elfriede Büttemeyer arbeitete 50 Jahre bei Niemöller, obwohl sie es im Privatleben nicht immer leicht gehabt hat. So kam ihr erster Mann in jungen Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben, wenig später starb ihr Vater. 2002 verlor sie ihren zweiten Ehemann Karl-Heinz, der ebenfalls in der Firma gearbeitet hatte. Drei Kinder hat die Destelerin großgezogen. Jedes mal nach der Babypause fing sie wieder mit der Arbeit an. »Ich war eigentlich nie krank«, sagt die Jubilarin.
Heute versorgt sie liebevoll ihre 95-jährige Mutter Luise, die mittlerweile pflegebedürftig ist. Von der Mutter spricht Edith Büttemeyer mit Achtung und Dankbarkeit: »Sie war mir in meinem langen Berufsleben eine sehr große Stütze. So hat sie die Kinder versorgt, wenn ich arbeiten ging.«

Artikel vom 04.04.2006