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Feuerwehr
übt Löschen
und Retten

Leeres Rathaus als Kulisse

Verl (ehl). Aus dem Dachfenster quillt dichter Rauch, nur schemenhaft darin zu erkennen sind zwei Frauen, die winken und verzweifelt um Hilfe rufen. Das Rathaus brennt - und Ines Stebner und Nadine Korinth sind im Dachgeschoss von den Flammen eingeschlossen.

Beide müssen von der Feuerwehr über die Drehleiter gerettet werden, Nadine Korinth hat einen schweren Schock erlitten. Trotzdem stehen die Sekretärin des Bürgermeisters und die Mitarbeiterin des Sozialamtes gute zehn Minuten später schon wieder lachend auf dem Rathausvorplatz und erzählen Bürgermeister Paul Hermreck und ihren Kollegen aus der Verwaltung von ihrem Abenteuer. Denn das Ganze war eine Übung, bei der die beiden ebenso wie Susanne Lükewille, Annika Janzen und Azubi Tim Eilers die von den Flammen eingeschlossenen Opfer mimten.
Die Verler Feuerwehr hatte die Gelegenheit genutzt und veranstaltete im für den Umbau leer geräumten Rathaus am Samstag Nachmittag eine Übung, die für reichlich Schaulustige und viel Aufsehen sorgte. Die Übungsleiter Heiner Panreck (stellvertretender Wehrführer Verl) und Erwin Kleinemeier (Löschzugführer Verl) hatten sich folgendes Szenario ausgedacht: Im Dachgeschoss des historischen Teils des Rathauses ist in den Büroräumen des Hochbauamtes während der Dienststunden ein ausgedehnter Dachstuhlbrand ausgebrochen. Aufgrund des Feuers ist der erste Rettungsweg (Treppenhaus) für fünf Mitarbeiter der Verwaltung versperrt. Aus den Dachfenstern dringt dichter Rauch. Drei Personen machen sich an den Fenstern bemerkbar und drohen aufgrund des Feuers zu springen. Zwei weitere Personen werden im Gebäude noch vermisst.
Zum Löschen und Retten rücken der Löschzug und der Rettungsdienst Verl an, unterstützt vom Löschzug Kaunitz und einer weiteren Drehleiter aus Stukenbrock. Beobachtet von etlichen Zuschauern beginnt die Feuerwehr rasch, aber routiniert und ohne Hektik mit ihrem Maßnahmeplan. Die Personen an den Dachfenstern werden beruhigt, es werden Sprungretter aufgebaut und gleichzeitig die Drehleiterwagen in Stellung gebracht. Parallel dazu dringen mehrere Trupps geschützt durch schweren Atemschutz und ausgerüstet mit C-Rohren durch den Haupt- und den Hintereingang in das Gebäude ein und zum brennenden Dachgeschoss vor. Drei Personen werden über die Drehleitern gerettet, die anderen beiden herausgetragen oder -geführt und sofort an die Kollegen des Rettungsdienstes übergeben. Als alle Fünf in Sicherheit sind, wird der Brand mit mehreren Löschrohren massiv bekämpft.
Und das alles habe gut geklappt, meinte Wehrführer Karl-Heinz Berenbrinker in einer ersten Bilanz. Gezeigt habe sich, wie wichtig es sei, dass die Feuerwehr in solchen Fällen einen Gebäudeplan habe, denn in starkem Qualm könne man sich nur schwer orientieren. Den Opfern war zum Glück rasche Hilfe gewiss. »Aber wenn man da oben steht, kommt einem die Zeit trotzdem unheimlich lange vor«, meinte Ines Stebner.

Artikel vom 03.04.2006