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Tagsüber fehlen Einsatzkräfte

Jahresbericht 2005 und Ausblick: Feuerwehr vor Logistik-Umstellung

Kreis Herford (bex). Die Zahlen sind beeindruckend: Neben den 125 hauptamtlichen Kräften sind kreisweit 1179 Feuerwehrmänner und 90 -frauen aktiv. Dennoch: »Gerade tagsüber fehlen uns ausreichend Einsatzkräfte«, sagt Kreisbrandmeister Dieter Wilkening. Nach fast zwei Jahrzehnten scheidet der Kirchlengeraner mit Vollendung des 60. Lebensjahres im Juli aus dem aktiven Dienst aus. Am Mittwoch stellte er zum letzten Mal den Jahresbericht der freiwilligen Feuerwehren im Kreis vor.

Nicht nur die spürbar zurückgegangene Bereitschaft vieler Arbeitgeber, ihre Angestellten für Feuerwehreinsätze freizustellen, auch die Tatsache, dass immer mehr Wehrmänner auswärts arbeiten, stellt die Feuerwehren vor Probleme. »Eigentlich bräuchten wir noch mehr Leute«, erklärt Wilkening. Dabei können sich die neun Wehren der ebenso vielen Kreiskommunen über mangelnden Nachwuchs nicht beklagen. Ihre Verstärkung rekrutieren sie hauptsächlich aus mittlerweile 20 Jugendfeuerwehren mit mehr als 550 Mitgliedern. »Quereinsteiger, die erst später zu uns stoßen, gibt es kaum noch.«
Besonders stark ist die Feuerwehr in Bünde vertreten. Sie hat mit 545 Mitgliedern, davon 230 in der Alters- und Ehrenabteilung, mit Abstand die meisten Mitglieder. Selbst Löhne hat mit 395 noch mehr als die deutlich größere Kreisstadt Herford (376). In Vlotho sind es 245, davon 144 im aktiven Dienst.
Spektakuläre Schadensfälle gab es im vergangenen Jahr glücklicherweise nicht. Die bemerkenswertesten Einsätze waren wohl der Brand am »H2O« in Herford und im Kindergarten Kirchlengern-Hagedorn. 388-mal, im Vorjahr 399-mal, mussten die Wehren im Kreis zu Bränden ausrücken. 1160-mal wurde technische Hilfe geleistet (2004: 1097). In 215 Fällen (2004: 182) wurden Menschen aus Notlagen befreit. Von den drei Feuerwehr- und Rettungswachen in Bünde, Herford und Löhne sowie den beiden Rettungswachen des Kreises in Spenge und Vlotho rückten die Einsatzkräfte zu fast 27 700 Notfalleinsätzen und Krankentransporten aus (2004: 31 000). Insbesondere die Zahl der Krankentransporte ist als Folge der Gesundheitsreform rückläufig. Ihre Wehren lassen sich Kommunen und Kreis einiges kosten, im vergangenen Jahr insgesamt 8,77 Mio. Euro. Mehr als die Hälfte waren Personalkosten.
Trotz des nahen Abschieds richtet Wilkening das Augenmerk auf die Zukunft. Die Anschaffung eines Wechselladerfahrzeugs und entsprechender Container ist der Auftakt zur kompletten Umstellung der Logistik auf das neue Wechselsystem. Außerdem stellt das Land dem Kreis einen Materialcontainer für den Massenanfall von Verletzten zur Verfügung. Dieser »MaMV« kommt unter anderem bei Fußball-WM-Spielen in Dortmund zum Einsatz, wo die heimischen Wehren zu den Einsatztrupps vor Ort gehören.
Und einen Wunsch gibt Wilkening Politik und Verwaltung noch mit auf den Weg: »Die räumliche Enge an der Kreisfeuerwehrzentrale in Eilshausen bereitet uns Sorgen.« Die immer näher rückende Wohnbebauung mache eine Erweiterung nahezu unmöglich.

Artikel vom 31.03.2006