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Situation unter die Lupe nehmen

Ausschuss spricht über die Kindergärten in Espelkamp -ÊBesichtigung des Jugendzentrums

Von Felix Quebbemann
Espelkamp (WB). Wie geht es weiter mit den Kindergärten in Espelkamp? Um hierzu einen Überblick zu bekommen, hatte der Ausschuss für Schule, Jugend und Sport in seiner Sitzung Helmut Siedentopf vom Jugendamt des Kreises Minden-Lübbecke eingeladen.

Und der hatte am Mittwoch alarmierende Zahlen zu berichten. Von 2001 bis 2006 hätten die Kindergärten einen Rückgang von 100 Kindern -Êvon 1000 auf 900 -Ê zu verzeichnen. »Das sind zwölf bis 13 Prozent«, so Siedentopf. Neben jeweils einer erfolgten Regelgruppen-Kürzung in den Kindergärten »Brandenburger Ring« und »Gabelhorst« sei es daher notwendig, auch im Kindergarten Fiestel zum August dieses Jahres eine Gruppe aufzulösen (wir berichteten gestern). Denn dort seien 23 Plätze nicht belegt. »Das entspricht beinahe einer ganzen Gruppe«, so Siedentopf.
Und der Experte gab einen düsteren Ausblick. Denn in den kommenden fünf Jahren werde mit einem Rückgang der Kinderzahl in den Einrichtungen um weitere 100 gerechnet. Dies begründete Siedentopf unter anderem mit der künftigen vorgezogenen Einschulung der Kinder um einen Monat. Zudem gab er zu verstehen: »Um eine moderate Erhöhung der Elternbeiträge werden wir nicht herumkommen.« Die sei aufgrund der Zuschuss-Kürzungen unumgänglich.
Die Kindergartenlandschaft werde sich aufgrund der Entscheidungen in Land und Bund nicht nur in Espelkamp künftig ändern, mahnte Siedentopf. Der Bedarf für die Zukunft sei schwer abzuschätzen und der Kreis werde die Kindergartenlandschaft im Kreisgebiet genau unter die Lupe nehmen. Aber Siedentopf betonte auch, dass Espelkamp mit seinen Kindergärten gut aufgestellt sei und bisher die Nachfrage nach Betreuung immer befriedigen konnte. Er befürchtet aber, dass die zurzeit bestehenden acht altersgemischten Gruppen, die es in den Kindergärten im Kernstadtgebiet gebe, wegen der Einrichtung von Ganztagsgrundschulen zurückgehen würden.
Zu diesem Thema verkündete Monika Dose, die Leiterin der Grundschule am Erlengrund, dass sich die Bildungseinrichtung in der Schulkonferenz dazu entschlossen habe, die Umwandlung von einer Ganztagsgrundschule in eine offene Ganztagsgrundschule zu vollziehen (wir berichteten). Die Betriebsstruktur der Schule werde beibehalten. Vorteile habe dies vor allem für die Stadt, die dadurch für jeden Schüler einen Zuschuss von 615 Euro erhalten würde, erklärte Wilhelm Vogt, Sachgebietsleiter der Stadt.
Eine rege Diskussion entfaltete sich, als über die gemeinsame Beschulung behinderter und nicht-behinderter Kinder in der Waldschule diskutiert wurde. Schulleiter Fritz Sandkröger äußerte seine Bedenken bei dem Vorhaben. So müssten zum Beispiel häufig die Räumlichkeiten gewechselt werden. Dies sei aber ohne Fahrstuhl, den es in der Waldschule nicht gibt, für die behinderten Schüler schwer möglich. »Das halte ich für nicht vorstellbar.« Sandkröger mahnte daher die Politiker, die Gespräche zu diesem Thema schnell auf den Weg zu bringen.
Paul-Gerhard Seidel (Fraktionsvorsitzender der Unabhängigen) sowie Andreas Sültrup (Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen) stellten die Frage nach Alternativen zur Waldschule und wollten auch Hintergründe über die rechtliche Grundlage der gemeinsamen Beschulung erfahren. Der Ausschuss stimmte dafür, die Gespräche zu diesem Thema zügig auf den Weg zu bringen.
Im Anschluss an die Sitzung des Schulausschusses fuhren die Mitglieder zum Jugendzentrum an der Kantstraße (JZ). Dort wurde den Kommunalpolitikern der Umbau präsentiert, um die cliquenorientierte Arbeit in dem Gebäude zu optimieren. Durch den Umbau, der unter anderem von der Stadt -Ê vor allem Waldemar Ziebeker vom Gebäudemanagement - dem Kreis, der Aufbaugemeinschaft und dem Ludwig-Steil-Hof unterstützt wurde -Êsind jetzt insgesamt vier Cliquenräume entstanden, in denen die Jugendlichen sich treffen können.
In Vorträgen erläuterten Sozialpädagogin Barbara Leiß, Sozialarbeiter Marcus Wojahn sowie der Stadtjugendpfleger Frank Engelhardt den Gästen die Ziele und die Methoden der Arbeiten im Jugendzentrum. Seit etwa sechs Jahren würden die Cliquen auf den Straßen Espelkamps im »Streetworking« angesprochen. Das JZ bietet den Jugendlichen dann die Möglichkeit, sich in den Räumen zu treffen, um ihren Interessen nachzgehen. Insgesamt seien im Jahr 2005 17 Aktionen mit den Jugendlichen organisiert worden. Wöchentlich sei das JZ 30 Stunden geöffnet gewesen. Da einige Mädchen und Jungen einen Schlüssel haben, belaufe sich die wöchentliche Nutzungsdauer sogar auf 45 Stunden, so Wojahn. In 2005 habe es zudem freie Öffnungszeiten am Wochenende von 150 Stunden gegeben. Der Sozialarbeiter betonte abschließend, dass das JZ durchaus in der Lage sei, noch mehr für die Jugendlichen zu erreichen. »Aber dabei sind wird abhängig von den jährlichen Fördermitteln.«

Artikel vom 31.03.2006