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Versprechen eingelöst

Anti-Umweltpreis als Mahnung im Rathaus ausgestellt

Kirchlengern (BZ). Rüdiger Meier, Bürgermeister der Gemeinde Kirchlengern, löst ein Versprechen ein, das er dem BUND Kreisgruppe Herford gegeben hat. Dieser hatte dem Rat der Gemeinde Kirchlengern den diesjährigen Anti-Umweltpreis, die »rostige Heckenschere« verliehen, nach dem der Rat zuvor die gemeindliche Baumschutzsatzung aufgehoben hatte.
Rüdiger Meier nahm diesen Preis in der Jahreshauptversammlung des BUND als Vorsitzender des Gemeinderates entgegen und dem BUND versprochen, dass die Schere in einer Vitrine des Rathauses ausgestellt wird und kommt diesem Versprechen nun nach. »Als Mahnung für die Bürgerinnen und Bürger, dass man in Kirchlengern in der Lage sein kann, auch ohne Baumschutzsatzung den vorhandenen Baumbestand zu erhalten und zu erwei-tern. Die Chance, dass in unserer Gemeinde auch wieder größere Bäume wachsen ist mit der Aufhebung der Satzung größer geworden.« Bisher seien doch viele Bäume gefällt worden, bevor sie mit 80 cm Stammumfang unter die Satzung fielen.
Bernd Meier-Lammering, Leiter der BUND Kreisgruppe, hatte in seiner Laudatio erklärt, dass der Gemeinderat mit seiner Entscheidung zu kurz gedacht und ökologische Aspekte nicht berücksichtigt hätte. »Angesichts einer solchen Begründung ist der Preis in Kirchlengern eigentlich falsch aufgehoben. Ich persönlich bin sehr naturverbunden und habe mich in der Vergangenheit immer für den Naturschutz stark gemacht. Außerdem ist die Tatsache, eine Satzung zu fällen doch wohl nicht gleichbedeutend mit der Fällung von Bäumen zu sehen.« Rat und Verwaltung wollten mit dieser Entscheidung vielmehr die Verantwortung der Bürgerinnen und Bürger stärken und außerdem mit der Aufhebung »dieses zahnlosen Papiertigers« einen Beitrag zum vielerorts beschworenen Bürokratieabbau leisten. »Meine Umwelt-beauftragte hat in der Vergangenheit viel Zeit in die Umsetzung der Satzung investiert. Zeit, die angesichts von im Schnitt 20 Befreiungsanträgen von der Baumschutzsatzung im Jahr, sinnvoller hätte eingesetzt werden können, zum Beispiel ganz im Sinne aktiven Umwelt-schutzes in den Bereich der Umwelterziehung, weil es wichtig ist, den Umgang mit unserer Umwelt bei den Erwachsenen von morgen so früh wie möglich in die Köpfe zu bekommen.«
Das der nun beschrittene Weg der Richtige ist, davon ist Rüdiger Meier überzeugt. »Wenn man sich in anderen Kreisen umschaut, dann wurden dort auch nicht alle Bäume umgesägt, obwohl keine Baumschutzsatzung vorhanden ist.« So gibt es in den Kreisen Minden-Lübbecke, Osnabrück und Gütersloh nur jeweils eine Kommune mit geltender Satzung. Die Kreise Diepholz und die Stadt Bielefeld haben ganz darauf verzichtet. »Das zeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger dort sehr verantwortungsvoll mit Bäumen umgehen können. Ich meine, dass das auch in Kirchlengern möglich ist.« Den Preis habe er gerade deshalb gerne angenommen, »nicht weil wir ihn verdient haben, sondern als Mahnung an die Bevölkerung, dass es auch ohne Satzung gehen kann!«.Kommentar

Artikel vom 05.04.2006