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Auch Inländer müssen
jetzt Kartoffeln ernten

Arbeitsagentur stellt zehn Prozent der Saisonarbeiter

Herford (bex). Der Spargelstecher kommt nicht immer aus Osteuropa. In diesem Jahr müssen erstmalig mindestens zehn Prozent der Saisonarbeiter Inländer sein. So sieht es ein Vorgabe des Bundesarbeitsministeriums vor. Die heimische Arbeitsagentur sieht sich gut gerüstet. »Es stehen ausreichend Freiwillige zur Verfügung«, sagt der heimische Agenturleiter Thomas Richter.

Die Zahlen orientieren sich an der vorigen Saison: 2005 wurden rund 3000 Saisonbeschäftigungen in Landwirtschaft und Gastronomie der Kreise Herford und Minden-Lübbecke zugelassen. Hinzu kamen 210 in Kleinbetrieben (bis vier Beschäftigte), die allerdings von der Zehn-Prozent-Regel ausgenommen sind.
Bis Mitte März wurden 1200 Beschäftigungen genehmigt (plus 47 in Kleinbetrieben). Dem stehen 230 arbeitslose Bewerber aus dem Agenturbezirk gegenüber. »Damit sind wir im Soll.« Denn erwünscht ist eigentlich eine Quote von 20 Prozent an inländischen Saisonarbeitern. »Zehn Prozent müssen wir erreichen, weitere zehn Prozent werden gefordert und können nur nach Scheitern aller uns zur Verfügung stehenden Vermittlungsmöglichkeiten an ausländische Arbeitskräfte vergeben werden.«
Um die jetzt zu Saisonbeginn steigende Nachfrage bewältigen zu können, werden sich ab April zwei Vermittler ausschließlich mit dem Thema Saisonbeschäftigung befassen. Die Agentur hatte die Arbeitgeber bereits im Februar zu Gesprächen nach Herford und Lübbecke eingeladen. Die Resonanz war groß, 21 Betriebe waren vertreten. »Die sind sehr kooperativ.« Denn die Bereitschaft vieler Osteuropäer, als Saisonarbeiter nach Deutschland zu kommen, hat einen Dämpfer erhalten. Nach neuem EU-Recht müssen die Gäste aus Beitrittsländern wie Polen oder Tschechien Sozialabgaben in ihr Heimatland abführen, was die Tätigkeit in Deutschland verteuert und weniger attraktiv macht.
So wurden bis jetzt bereits 188 heimische Arbeitslose vermittelt. »Das läuft alles auf freiwilliger Basis, anders funktioniert das nicht«, sagt Richter. Die ersten zehn deutschen Saisonarbeiter sind derzeit in Lübbecke tätig. Grundlage ist ein Tarifmindestlohn von 5,17 Euro pro Stunde.

Artikel vom 31.03.2006