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Ausbildungsnot
selbst gefördert

Interview mit Personalratschef Bremes

Herford (ram/pjs). Immer mehr Schulabgänger finden keine Lehrstelle mehr. Im Hauptausschuss wurde jetzt über eine Aufstockung der Zahl der Ausbildungsplätze bei der Stadt und ihren »Töchtern« diskutiert. Das HERFORDER KREISBLATT befragte Dieter Bremes, den Personalratsvorsitzenden im Rathaus.

Die Grünen fordern von der Stadt die Bereitstellung zusätzlicher Ausbildungsplätze. Ratsmitglied Ralf Grebe (CDU) hat hier auf einen Zielkonflikt des Rates hingewiesen, der von der Verwaltung gleichzeitig Einsparungen fordere. Was sagt der Personalrat zu dem Wunsch der Politiker nach mehr Ausbildung?Dieter Bremes: Die Grünen selbst tragen durch die ständige Forderung ihres Sprechers auf spürbare Reduzierung des Personalkostenblocks zum Stellenabbau bei. Dabei fanden sie Mehrheiten bei den jeweiligen Beschlussfassungen zu den Stellenplänen der letzten vier Jahre. Die Entwicklung der Personalkosten von 33,78 Mio. Euro (Stand 2001) auf 28,76 Mio. Euro sind Beleg dafür. Dies führt auch zur Reduzierung von Mitarbeiter/innen mit Ausbilderqualifikation und somit zu Einschränkungen der Ausbildungsplätze im Konzern Stadt Herford. Insbesondere dann, wenn ein Ausgleich durch Fortbildungsmaßnahmen zur Ausbilderqualifikation nicht angeboten wird.

Können Sie das konkretisieren?Dieter Bremes: Am Beispiel der Vermessungsabteilung kann man das verdeutlichen. Sollte man deren Stellen mit einem kw-Vermerk (kw steht für künftig wegfallend, Anm. der Red.) versehen, was schon länger in der Diskussion ist, dann ist mit dem Ausscheiden des Leiters auch eine Ausbildungsstelle als Messgehilfe in Frage gestellt.
Wer als Begründung anhand des 4. Situationsberichtes zur Haushaltswirtschaft die Reduzierung der Personalkosten durch nicht fachgerechte Besetzung der Vermessungsabteilung als positives Beispiel herausstellt verschweigt bewusst, dass damit gleichzeitig ein Wegfall der Sachkosten verbunden ist. Denn die Vermessungsarbeiten erfolgen, auch gegenüber den städtischen Beteiligungsgesellschaften, entweder gegen interne Verrechnung oder Gebühr und sind kostendeckend.

Kreis und Stadt sprechen über Einsparungsmöglichkeiten durch die Übertragung von Aufgaben an den Kreis. Wie ist das mit Blick auf Ausbildungsplätze zu bewerten?Dieter Bremes: Auch eine mögliche Übertragung der Aufgabe an den Kreis Herford wird Sachkosten in Höhe der Personalkosten bewirken und keine zusätzliche Ausbildungsstelle im dortigen Vermessungsamt schaffen. Wer, auf welche Weise auch immer, Stellen kürzt, muss wissen, dass er mit jeder Stelle eine mögliche Übernahme der Auszubildenden selbst in Frage stellt und zur Entspannung des Arbeitsmarktes keinen Beitrag leistet. Da ist auch der Hinweis des Bürgermeisters, arbeitsmarktpolitisch nicht das zu tun, was man von den privaten Unternehmen einfordert, nicht mehr als ein Appell. Das Scheitern des Ausbildungspaktes ist Beweis dafür. Auch die Alternative - sofort oder nach der Ausbildung arbeitslos - ist für Schulabgänger nur ein Placebo. Die Jugendlichen werden das sehr wohl reflektieren.

Artikel vom 31.03.2006