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Barocke Bücherpracht im Sommersaal

Ausstellung in der Fürstlichen Bibliothek in Schloss Corvey

Höxter (WB). Die Ausstellung »Barocke Bücherlust - Einbände, Illustrationen und Ansichten des 17. und 18. Jahrhunderts« präsentiert die Fürstliche Bibliothek Corvey vom 1. April bis zum 31. Oktober.

Die Konzeption und Gestaltung der Schau hatte Dr. Günter Tiggesbäumker übernommen.
Jahre 1820 wurde Schloss Corvey dem Landgrafen Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg (1779-1834) übergeben. Er ließ seine aus 36 000 Bänden bestehende Hofbibliothek, die er und seine Vorfahren in vier Generationen zusammengetragen hatten, von Rotenburg an der Fulda nach Corvey schaffen. Von den Rotenburger Landgrafen waren es vor allem Landgraf Constantin (1716-1778) und Landgräfin Sophie (1722-1773), die vor mehr als 250 Jahren barocke Buchkunst vom Feinsten gesammelt haben. Es war die Zeit des späten Barock, in der die Buchkunst in ganz besonderer Weise prachtvolle Kunstwerke hervorgebracht hatte. In erster Linie waren es die prachtvollen Einbände, die jene höfischen Bibliotheken des 18. Jahrhunderts zierten. So ließ auch Landgraf Constantin seine Bücher in französischer Manier ganz in kostbarem Leder einbinden, einige von ihnen in feinstem Maroquin, rotem Ziegenleder. Die Rücken dieser Epoche sind reichhaltig mit Goldprägungen und bunten Titelschildchen versehen; aber auch die Deckel tragen zum Teil aufwendige goldene Verzierungen in Form linearer und floraler Elemente. Was wäre eine barocke Hofbibliothek ohne ihre Prachtwerke, von denen auch Landgraf Constantin viele gesammelt hat ? Sie bestechen nicht nur durch ihr außergewöhnliches Format und ihre exzellente buchbinderische Verarbeitung, sondern auch durch die künstlerische Gestaltung des Druckbildes. Hier vereinigen sich in idealer Weise das Können von Buchdrucker, Illustrator und Buchbinder zum Gesamtkunstwerk Buch. Die Buchillustration erreichte ihren Höhepunkt im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Als herausragende Vertreter vornehmlich des galanten Genres können Charles Dominique Eisen und Clement Pierre Marillier angesehen werden, die in ihren kleinformatigen und fein gezeichneten Kupferstichen das Beste schufen, was die französische Buchkunst hervorgebracht hat. Zu den kostbarsten Produktionen dieser Epoche gehören die ganz in Kupfer gestochenen Prachtausgaben antiker und zeitgenössischer Autoren, deren Texte zusammen mit den Illustrationen in einer kunstvollen Schrift ganz in eine Kupferplatte ziseliert wurden. Zu sehen sind hier z.B. einige von Eisen und Marillier illustrierte Werke von Ovid, Horaz, Voltaire, Lafontaine und Claude Joseph Dorat.

Artikel vom 31.03.2006