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Viele Firmen bieten
keine Lehrstellen an

Angebot im dritten Jahr in Folge gesunken

Von Jens Heinze
Altkreis Halle (WB). Die Agentur für Arbeit schlägt Alarm: In der Region Bielefeld/Gütersloh ist im dritten Jahr in Folge die Zahl der angebotenen Lehrstellen auf einen neuen Tiefststand gesunken. Rangeln im Landesdurchschnitt NRW zwei Bewerber um einen Ausbildungsplatz, lautet das Verhältnis im Kreis Gütersloh 4,3 zu eins.

2551 Ausbildungsstellen haben Betriebe aus der Region Bielefeld/Gütersloh von Oktober vergangenen Jahres bis Ende dieses Monats bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bielefeld (ehemals Arbeitsamt) zur Vermittlung angeboten. Das waren 202 oder 7,3 Prozent Lehrstellen weniger als im Vorjahreszeitraum. »Wir haben alle ganz große Sorge um den Marktausgleich«, stellte der Leiter der Bielefelder Agentur für Arbeit, Dr. Peter Glück, klar. So stünden im Kreis Gütersloh 1913 Ausbildungsplatzsuchenden lediglich 445 angebotene Lehrstellen gegenüber. In Bielefeld kommen 1439 Ausbildungsplatzsuchende auf 377 freie Lehrstellen.
Deshalb richtete Glück den Appell an Handel, Handwerk und Industrie zur »moralischen Ausbildungsverpflichtung der Betriebe«. »Wir haben eine deutliche Schieflage«, unterstrich ebenfalls Monika Griepentrog, Bereichsleiterin bei der Agentur für Arbeit. Während bei Handel, Industrie und Dienstleistungsgewerbe Lehrlinge gesucht würden, gebe es unter anderem bei den Metallberufen, der Bau- und Baunebenbranche sowie Hauswirtschafts- und Reinigungsberufen überdurchschnittliche Rückgänge von bis zu 22,9 Prozent.
Elmar M. Barella, Geschäftsführer Berufliche Bildung bei der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe, versicherte, dass man alles tun werde, »um die vielen Unversorgten unterzubringen«. Gleichzeitig regte Barella für angehende Auszubildende ein ganz auf den jeweiligen Beruf bezogenes Grundbildungsjahr an. Er machte aber auch darauf aufmerksam, dass viele Ausbildungsbetriebe deutliche schulische Defizite bei Lehrstellenbewerbern feststellen würden. Vor allem bei Deutsch- und Mathematikkenntnissen gebe es Schwächen.
Swen Binner, Geschäftsführer Berufliche Bildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen zu Bielefeld, erklärte unterdessen, dass die Entwicklung der Ausbildungsverträge im IHK-Bereich in Bielefeld und dem Kreis Gütersloh stabil sei. Für den Kreis Gütersloh seien derzeit 538 neue Lehrverträge eingetragen. Das entspreche einem knappen Minus von 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

Artikel vom 31.03.2006