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Angstforscher eröffnet
die Haller Tagesklinik

100 Gäste bei Tag der offenen Tür - Schon ausgebucht

Halle (pes). Die Furcht vor Spinnen oder schönen Frauen, vor Glatzköpfen oder Erdnussbutter, die unter dem Gaumen klebt - alles hat einen Namen im Vortrag von Borwin Bandelow. Heiter bis streng wissenschaftlich - der Buchautor und geschäftsführende Oberarzt der Uni-Klinik Göttingen nahm seinen Zuhörern in Halle gestern die Angst vor der Angst.

Professor Dr. Bandelow ist einer der führenden Angstforscher weltweit, ist immer wieder in Infosendungen im Fernsehen zu sehen, arbeitet eng mit SAT.1 zusammen und macht zurzeit mit seinem Buch »Celebrities« von sich reden, in dem er die Persönlichkeitsstörungen der Prominenten schildert.
Die 100 Zuhörer in Halle jedenfalls dürften Appetit bekommen haben, in diesem oder seinem »Angst-Buch« zu schmökern - auch wenn sie nicht ausbildungsmäßig vorbelastet sind, wie es gestern wohl die Mehrheit im Publikum war. Denn Dr. Bandelow war nach Halle gekommen, um eine Hauptrolle zu übernehmen beim Tag der offenen Tür in der neuen psychiatrischen Tagesklinik an der Moltkestraß. Die Außenstelle des Westfälischen Klinik in Gütersloh ist, so schilderte es Landesrätin Helga Schuhmann-Wessolek in ihrem Grußwort, die 36. von 50, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) einmal betreiben möchte. Die Leiterin des Gesundheitsbereiches des Landschaftsverbandes bedankte sich bei den Nachbarn für die freundliche Aufnahme und hofft auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Klinikum Ravensberg gleich nebenan.
In der Tagesklinik, das lobte vor allem Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann, könnten psychisch kranke Menschen teilstationär behandelt werden, ohne sich gänzlich aus ihrem gewohnten familiären Umfeld verabschieden zu müssen. Der Schritt in eine stationäre Therapie dagegen falle vielen Menschen sehr schwer, meinte sie mit Hinblick auch auf die Tatsache, dass psychische Erkrankungen immer noch ein Tabuthema seien - aber gleichzeitig auch deutlich zunähmen.
Die gestrige Schüsselübergabe durch Heinrich Schlüter vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb des LWL erfolgt zu einem Zeitpunkt, da das Behandlungsteam der Tagesklinik das Haus zum Laufen gebracht hat. Schon nach 100 Tagen sind ab Montag alle Plätze belegt, was die Ärztliche Direktorin der Westfälischen Klinik, Professor Dr. Ingrid Börner, gestern besonders würdigte. Die ersten Patienten fühlten sich bereits pudelwohl.
Welche Therapieformen angeboten werden, welche Krankheitsbilder behandelt werden, wie die Räume angelegt sind und wie das Personal zusammengesetzt ist, diese Fragen konnten sich die Besucher - niedergelassene Ärzte, Mediziner aus dem benachbarten Krankenhaus, Nachbarn, Mitglieder von Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen - gestern vor Ort ansehen. In einem Workshop konnten Behandlungskonzepte live miterlebt werden, Professor Börner berichtete außerdem in ihrem Vortrag, wie Depressionen erkannt und behandelt werden.
www.tagesklinik-halle.de

Artikel vom 30.03.2006